Priwall: Wieder Sorgen um den Travemünder DLRG-Campingplatz
Die erste Aufregung gab es bereits Mitte 2020, als unter den Campern das Gerücht die Runde machte, dass der Grundstückseigentümer das Areal verkaufen wolle. Im August 2020 erklärte er den LN: „Ich habe nicht vor, zu verkaufen.“ Er werde den Vertrag mit dem Verein Neues Mitglieder-Erholungsheim, der den Campingplatz betreibt, einhalten. Bis 2028 hat der Verein als Pächter ein Bleiberecht. Daran glauben viele Camper jetzt nicht mehr. In diesem Frühjahr hätten mehrere Probebohrungen und Messungen auf dem Grundstück stattgefunden, wohl deshalb, um die Festigkeit des Untergrunds für eine mögliche Bebauung zu prüfen. Jetzt soll ein potenzieller Investor einen Bauantrag bei der Stadt Lübeck gestellt haben, sagt der Vereinsvorstand.
Grundstückseigentümer Mathias Riemer bestätigt das. Er habe mit dem Unternehmen Jakob Durst GmbH & Cie aus Mönchengladbach eine Vereinbarung getroffen, nach der dieses eine Kaufoption für das etwa 5000 Quadratmeter große Grundstück bis zum 23. Juli 2023 erhält. Das Unternehmen habe einen Bauantrag bei der Stadt Lübeck gestellt. Riemer betont, dass er aber nach wie vor Eigentümer sei. Auf ihrer Homepage werben die Mönchengladbacher, die exklusive Immobilien „nach Maß“ mit Bezeichnungen wie „BenPalais“, „Urban Gardens“ und „Montecasa“ unter anderem in Düsseldorf anbieten, bereits für ihr Projekt auf dem Priwall. „In Travemünde entwickeln wir gemeinsam mit der zuständigen Behörde ein attraktives Baugebiet an der Ostseeküste bestehend aus 14 Doppelhaushälften und 2 Einfamilienhäusern“, ist dort zu lesen.
Und Kontakt zu den Campern hat das Unternehmen bereits aufgenommen. Das sagt Vereinsvorsitzender Ralf Ottinger. Der Bauunternehmer habe ihn angerufen und eine Summe im „niedrigen fünfstelligen Bereich“ geboten, den genauen Betrag habe er nicht genannt, damit der Verein einer vorzeitigen Vertragsauflösung zustimme.
Ottinger: „Das machen wir auf keinen Fall, bei einer Summe von etwa 20 000 Euro käme für jeden der 50 Camper ein Betrag von 400 Euro heraus. Das ist lächerlich.“ Es gebe einen Beschluss aller Dauermieter zu einer Erhöhung der Platzmiete, um notwendige Investitionen vornehmen zu können. In den vergangenen zwei Jahren seien für Sanierungen etwa 40 000 Euro ausgegeben worden, etwa die gleiche Summe werde auch in den nächsten Jahren investiert. „Wir wollen alle bleiben“, sagt Kassenwartin Maike Warsteit.
Erst wenn der Investor sein Angebot deutlich erhöhen würde, könne sich der Vorstand vorstellen, eine Mitgliederbefragung durchzuführen. Aber: „Mindestens 10 000 Euro pro Platz müsste er schon bieten, sonst passiert gar nichts.“ Am liebsten jedoch würden sie über 2028 hinaus weiter auf dem Priwall campen. Für den Fall, dass es keine Baugenehmigung für das Vorhaben des Mönchengladbacher Unternehmens gibt, sagt Grundstückseigentümer Riemer: „Dann verpachte ich das Areal eben weiter an den Verein.“