Die ersten Wasserbüffel sind wieder auf dem Priwall

Ganz langsam öffnete Matthias Ober die Klappe des Anhängers. Dann trat er schnell beiseite, denn auf der Plattform drängelten sich bereits mehrere Zehn-Zentner-Kolosse, die endlich in die Freiheit wollten. Das erste Tier beäugte noch vorsichtig die neue Umgebung, doch als es ein paar Meter nach vorne stapfte, schob der Rest der Herde von hinten nach. Dann ging alles ganz schnell, und die zehn imposanten Büffel strömten aus, um ihre neue Umgebung zu erkunden und das vom Morgentau noch nasse und saftige Gras zu probieren.
Jedes Jahr wird die Herde ein bisschen größer
Es war die erste Fuhre mit zehn Wasserbüffeln, die Matthias Ober mit seinem Helfer Enrico Reda aus ihrem Winterquartier in Sülsdorf (Nordwestmecklenburg) auf den Priwall brachte. Neun andere folgten noch am selben Tag, in den nächsten Wochen kommen weitere dazu. Insgesamt werden es 27 Tiere sein, darunter zehn Kühe, 16 Jungtiere und ein Altbulle, die in den nächsten Monaten im Naturschutzgebiet Südlicher Priwall an der Pötenitzer Wiek als natürliche Landschaftspfleger unterwegs sind, selbstverständlich in einem eingezäunten Areal. Jedes Jahr wird die Herde ein bisschen größer, 2021 waren es noch 25 Büffel, die auf die Halbinsel gebracht wurden.
Naturschutzgebiet perfekt für die Büffel

„Das Gebiet ist perfekt für die Büffel, denn sie finden alles vor, was sie brauchen“, sagte Matthias Ober (60), der hauptberuflich als Landschafts- und Stadtplaner arbeitet und die Wasserbüffelzucht seit vielen Jahren als Hobby betreibt. Auf dem Areal gebe es feuchte Wiesen, Wasserlöcher und vor allem Futter, das nicht zu fett sei. Zudem fänden die Tiere genügend Deckung zwischen den Bäumen und Büschen. In ihrem Winterlager, einer Halle in Dassow, seien die Büffel lediglich mit Heu gefüttert worden. Damit sie sich an das neue Futter auf dem Priwall gewöhnten, hätten sie vier Wochen vor dem Umzug Gras bekommen.

Matthias Ober aus Dassow hat am Sonnabendmorgen die ersten Wasserbüffel aus Mecklenburg auf den Priwall gebracht.

Matthias Ober aus Dassow hat am Sonnabendmorgen die ersten Wasserbüffel aus Mecklenburg auf den Priwall gebracht.

Altbulle soll die Kühe „beglücken“
Am meisten zu sagen in der Herde hat der Altbulle, ein knapp 1000 Kilogramm schwerer, fünf Jahre alter Koloss, der die Kühe in den nächsten Wochen und Monaten „beglücken“ soll. Matthias Ober: „Damit er sich als Erster austoben kann, kommt er gleich dazu. Erst dann holen wir die Jungbullen. Wenn wir aber merken, dass es mit allen zu unruhig in der Herde wird, holen wir sie wieder raus.“ Die 27-köpfige Herde werde voraussichtlich bis zum Spätherbst auf dem Priwall bleiben, je nachdem, wie kalt und nass es wird. Im vorigen Jahr wurde die Herde erst wieder im Dezember zurück in ihr Winterlager gebracht.
Kaum auf der Weide angekommen, fangen die Wasserbüffel an, sich am saftigen Gras zu laben.

Kaum auf der Weide angekommen, fangen die Wasserbüffel an, sich am saftigen Gras zu laben.

Betreten der Wiesen kann lebensgefährlich werden

Im Naturschutzgebiet sind die Wasserbüffel oft nicht zu sehen, weil sich entweder in den Wasserlöchern tummeln oder unter den Büschen liegen. Der Züchter bittet Spaziergänger, auf keinen Fall das Gatter oder die Zäune zu übersteigen, um vielleicht einen Blick auf die Tiere zu erhaschen. „Die Wasserbüffel sind misstrauisch und verteidigen ihre Jungtiere mit aller Macht. Ein Betreten der Weiden kann deshalb lebensgefährlich werden.“ Und sollten Hunde, die im Naturschutzgebiet ohnehin nur angeleint mitgeführt werden dürften, plötzlich auf die Weide laufen, „überleben die das nicht“.