Am 29. Dezember legte der Kreuzfahrer in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon an. 800 Passagiere verließen das Schiff und 800 neue kamen hinzu. Am nächsten Tag, als die Fahrt weiter nach Madeira zum Silvesterfeuerwerk gehen sollte, begann das Drama. Heino Tölle: „Der Kapitän gab über die Bordlautsprecher bekannt, dass mehrere Crewmitglieder mit Corona infiziert seien und durch andere ersetzt werden müssten. Deshalb könne das Schiff nicht losfahren.“ Nur wer eine Einreisegenehmigung für Portugal habe, dürfe den Kreuzfahrer noch für einen Landgang verlassen. „Wir haben uns gewundert, dass die bei ihrer Rückkehr beim Wiederbetreten des Schiffs offenbar nicht getestet wurden.“ Den Jahreswechsel verbrachten die Travemünder auf der „Aida Nova“. Die Geschäfte waren geschlossen, aber Restaurants, Bars, Theater und Kinos seien geöffnet gewesen.
Nachricht an Bord in Windeseile verbreitet
Doch bereits am Silvestertag seien viele Passagiere unruhig geworden, Hektik sei aufgekommen, weil sich auf dem Schiff die Nachricht vom Corona-Ausbruch in Windeseile verbreitet hatte, erzählen Ilse und Heino Tölle. Zahlreiche Medien in Deutschland hätten bereits darüber berichtet. Am 2. Januar erneut eine Nachricht des Kapitäns: Die Zahl der Infizierten liege jetzt über 50, die Reise sei beendet, und der Veranstalter werde für alle Passagiere die Rückflüge organisieren. Dann begann der zweite Teil des Dramas. Am 3. Januar wurden die Passagiere in Bussen zum Lissaboner Flughafen gebracht. Ilse Tölle: „Dort herrschte das blanke Chaos. Die Abflughalle war schwarz vor Menschen, alle drängelten sich dicht an dicht, zwar mit Maske, aber die notwendigen Abstände konnte niemand einhalten.“ Kinder hätten geschrieen, es habe sogar Rangeleien und kleine Prügeleien beim Einchecken gegeben. „Wir sind schon sehr häufig geflogen, aber so etwas haben wir noch nicht erlebt.“
„Am schlimmsten war das Chaos am Flughafen Lissabon“
Mit dreistündiger Verspätung startete das Ehepaar schließlich in einem der 27 Flieger von Lissabon, im Hamburg landeten sie kurz vor Mitternacht, und Dienstagnacht waren sie erschöpft wieder zu Hause in ihrem Heim auf dem Priwall. Trotz aller Widrigkeiten während ihres unfreiwilligen „Kurz“-Urlaubs ziehen Ilse und Heino Tölle kein negatives Fazit: „Wir werden bestimmt wieder eine Kreuzfahrt machen, aber ganz bestimmt nicht mehr in Corona-Zeiten.“ Dass die Fahrt abgebrochen werden musste, dafür könne niemand etwas. Am schlimmsten sei das Chaos auf dem Flughafen in Lissabon mit den vielen Tausend teilweise aggressiven Menschen gewesen. „Wenn wir da kein Corona bekommen haben, kriegen wir es woanders auch nicht.“
Von Thomas Krohn