Altes Priwall-Krankenhaus: Stadt verlängert die Bewerbungsfrist bis November

Travemünde. Erstmals veröffentlicht wurde das Grundstücksangebot am 18. April 2023. Danach beabsichtigte die Hansestadt Lübeck die Bestellung eines Erbbaurechts für das Grundstück Mecklenburger Landstraße 41 - 47 auf dem Priwall. Die beiden dort noch stehenden Gebäude, die zum ehemaligen Krankenhaus gehörten, sollten 120.000 Euro kosten. Interessenten hatten bis zum 15. August 2023 Zeit, sich mit einem Nutzungskonzept zu bewerben. Findet die Stadt keine Käufer? Jedenfalls wurde die Abgabefrist jetzt um zweieinhalb Monate bis zum 1. November 2023 verlängert. Und: Anders, als in der Ausschreibung vom April vorgegeben, müssen keine Pkw-Stellplätze mehr nachgewiesen werden. Stattdessen müssen Plätze für Fahrräder von 0,5 je Bewohner in verschließbaren Schuppen oder im Gebäude untergebracht werden

Seit 2021 hat sich nichts mehr bewegt

Das ehemalige Krankenhaus auf dem Priwall: Von den ehemals in den 1930er Jahren errichteten fünf Gebäuden stehen nur noch zwei. Die anderen wurden in den Jahren nach der Schließung des Krankenhauses 2005 abgerissen. In einem der beiden noch verbliebenen Backsteinbauten war lange Zeit das Stadtmagazin untergebracht. Anfang 2021 zog es in die Einsiedelstraße um. Seitdem hat sich auf dem 10.500 Meter großen Areal an der Mecklenburger Landstraße nichts mehr bewegt

Erste Ausschreibung im April 2023

Im April dieses Jahres erfolgte eine Ausschreibung der Hansestadt Lübeck. Danach ist die Bestellung eines Erbbaurechts für eine Laufzeit von 60 Jahren beabsichtigt. Der Kaufpreis für die beiden Gebäude: 120.000 Euro. An die Vergabe stellt die Stadt eine Reihe von Bedingungen. Die Gebäude müssen saniert und zu Wohnungen für Angestellte aus der Gastronomie- und Tourismusbranche mit einem gedeckelten Mietzins von 8,80 Euro pro Quadratmeter plus Nebenkosten umgebaut werden. Mindestens 65 Wohnungen müssen errichtet werden, dazu sei eine Betreiberwohnung von maximal 80 Quadratmetern Größe möglich. Pro Wohneinheit sollten 0,5 Pkw-Stellplätze, also etwa 33, entweder auf dem Grundstück oder im unmittelbaren Umfeld, nachgewiesen werden.

Direkt neben einem Gebäude des ehemaligen Krankenhauses steht seit Frühjahr 2022 ein Parkhaus mit knapp 300 Stellplätzen.

Direkt neben einem Gebäude des ehemaligen Krankenhauses steht seit Frühjahr 2022 ein Parkhaus mit knapp 300 Stellplätzen. © Quelle: Thomas Krohn

Das Priwall-Krankenhaus

Das Krankenhaus Priwall wurde von 1930 bis 1935 gebaut und zunächst vom Militär genutzt. 1948 ging die Einrichtung in die Trägerschaft der Hansestadt Lübeck über. Anfangs bestand die Klinik aus dem Krankenhaus, einem Alters- und einem Kinderheim mit insgesamt 240 Betten sowie einem Mütter- und Säuglingsheim mit 80 Betten.

Im Laufe der Jahre wurde die Bettenzahl ständig reduziert. 1981 trat ein Kooperationsvertrag mit der Medizinischen Universität zu Lübeck in Kraft. Bis zu seiner Schließung hielt das Krankenhaus 124 Betten vor, versorgte jährlich 3000 stationäre und bis zu 2000 ambulante Patienten. 2002 übernahm der Münchener Sana-Konzern die Einrichtung, eröffnete im Herbst 2005 die Praxisklinik in Travemünde und schloss das Priwall-Krankenhaus.

Keine Pkw-Stellpätze mehr gefordert

Weitere Vorgaben: eine Dachbegrünung, die Erhaltung des ortsbildprägenden alten Baumbestands und eine Mieterhöhung erstmals nach fünf Jahren um maximal sechs Prozent. Interessenten wurden verpflichtet, ein Konzept vorzulegen, in dem dargestellt wird, wie sichergestellt werden kann, dass lediglich an den berechtigten Personenkreis vermietet und dies auch regelmäßig überprüft wird. Am 21. Juli veröffentlichte die Stadt jetzt eine modifizierte Ausschreibung. Danach entfällt die Verpflichtung zum Nachweis von Pkw-Stellplätzen vollständig. Es besteht jedoch die Möglichkeit, freiwillig Plätze nachzuweisen. Dagegen müssen nun Stellplätze für Fahrräder vorgehalten werden, entweder in einem abschließbaren Fahrradschuppen oder im Gebäude selbst, etwa im Keller.

„Es besteht ein hoher Dialogbedarf“

Warum die geänderte Ausschreibung? Die LN haben nachgefragt. „Aufgrund der Komplexität der Ausschreibung besteht seitens der Interessenten ein hoher Dialogbedarf, der in der Kürze nicht abbildbar ist“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. Die Frist sei verlängert worden, um allen Interessenten die Abgabe eines Angebots zu ermöglichen. Es gebe bereits Interessenten. Aussagen über die Zahl der Bewerber seien aufgrund des laufenden Verfahrens nicht möglich. Eine Reduzierung des Kaufpreises von 120.000 Euro sei nicht vorgesehen.

„Arbeitsstätten fußläufig erreichbar“

Die Streichung der Verpflichtung, Pkw-Stellplätze vorzuhalten und dafür Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder einzurichten, begründet die Stadt so: „Das ÖPNV-Angebot bietet eine attraktive Alternative zum eigenen Pkw, insbesondere vor dem Hintergrund der angestrebten Mobilitätswende“, sagt die Stadtsprecherin. Zudem seien die Arbeitsstätten für die Bewohnerinnen und Bewohner nahezu alle fußläufig erreichbar, da in die künftigen Wohnungen nur Mitarbeitende der ortsansässigen Gastronomie- und Tourismusbetriebe einziehen sollen. Ausreichender Parkraum stehe im Parkhaus auf dem Priwall zur Verfügung. Das Parkhaus am Dünenweg mit knapp 300 Plätzen direkt an einem der beiden noch stehenden Krankenhausgebäude wurde im Frühjahr 2022 fertiggestellt. Die Kosten betrugen etwa drei Millionen Euro. Bauherr war die Planet Tourist-Infrastruktur GmbH, ein Unternehmen von Beach-Bay-Investor Sven Hollesen. Nach LN-Informationen gehört Hollesen zum Kreis der Kaufinteressenten für die alten Krankenhausgebäude.

Befürchtungen wegen Parkproblemen

Der Verein Gemeinschaft der Priwallbewohner sieht den Wegfall der Pflicht zur Bereitstellung von Pkw-Stellplätzen kritisch. „Wo sollen die zusätzlichen Parkplätze dann auf dem Priwall sein? Soll es einen Großparkplatz geben?“, fragt Vorsitzender Eckhard Erdmann. Er hofft, dass das Vorhaben bei möglichen Schwierigkeiten hinsichtlich der Vergabe des Erbbaurechts weiterhin eine politische Unterstützung findet. Erdmann: „Wir befürchten, dass bei einem Scheitern der Ausschreibung des Erbbauprojekts das gesamte Gelände verkauft wird und die Stadt dann jeglichen Einfluss verliert.“

LN