Hafenbahnhof: Sanierung geht endlich weiter

„Es dauert alles auch etwas länger, weil wir viele Maßnahmen mit der Denkmalpflege abstimmen müssen“. Thomas Schröder-Berkentien, Architekt

     „Daraus kann man ein Schmuckstück machen", sagte Gerd Benoit bei einem Ortstermin mit seinem Architekten Thomas Schröder-Berkentien und Mitgliedern des Travemünder Ortsrats im September 2020. Bei der Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes wolle er sowohl die städtischen lnteressen als auch Travemünder Belange berücksichtigen. Konkrete Pläne für die bauliche Umgestaltung gebe es bereits: Das Gebäude solle wie bisher ein schwarzes Dach, Rotklinker und gelb- weiße Sockel erhalten. Der nicht mehr genutzte Bahnsteig solle verglast werden.

     Daraus wurde jedoch nichts. Am Hafenbahnhof herrschte Stillstand, jedenfalls im Außenbereich. Zuletzt waren dort Handwerker Anfang dieses Jahres tätig. lm Januar brachte Benoit die Idee einer Nutzung als Markthalle oder als Club ins Gespräch. Nun soll es aber flott weitergehen mit den Arbeiten.“ Die Handwerker hatten bei meinen anderen Projekten sehr viel zu tun“, begründet der 76-jährige den vorübergehenden Stillstand der Arbeiten. Er habe keine Sorge, dass sich keine Interessenten für die Nutzung des Gebäudes finden. Ihm schwebe eine Markthalle mit gastronomischem Angebot vor. Ein „absoluter Spitzengastronom” habe bereits sein Interesse bekundet. Um wen es sich dabei handelt, will Gerd Benoit nicht verraten.

     „Es dauert alles auch etwas länger, weil wir viele Maßnahmen mit der Denkmalpflege abstimmen müssen“, sagt Architekt Schröder-Berkentin. Das von 1913 bis 1914 errichtete Gebäude stehe seit 1992 unter Denkmalschutz. Nicht einfach sei es gewesen etwa die passenden Ziegel für eine neue Dachbedeckung zu finden. Nach den Vorgaben der Denkmalpflege müssten diese eine ähnliche Form sowie Farbe und Glanz wie die ursprünglichen Ziegel haben. Bei Freilegungsarbeiten seien in einer Nische unter dem Dach noch einige Teile des vor über 100 Jahren verwendeten Dachziegels gefunden worden. Nach dieser Vorlage seien jetzt Ziegel ausgesucht worden, die dem Original am nächsten kämen

     Auch die Suche nach Fliesen für die große Eingangshalle, an der noch die Originale von vor 100 Jahren die Wände schmücken, gestaltet sich als nicht ganz unproblematisch denn auch dort müssen Vorgaben der Denkmalschutzbehörde beachtet werden. Dafür wurde ein Fachmann par excellence gewonnen: Hans Kuretzky aus dem lauenburgischen Borstorf bei Mölln, der sich mit seiner Firma auf die Restaurierung von Baukeramik spezialisiert hat und unter anderem an der Restaurierung des alten Elbtunnels in Hamburg-St. Pauli beteiligt war. Bis zu zehn Prozent der Fliesen in der Bahnhofshalle müssen entweder restauriert oder komplett ersetzt werden – ein nicht einfaches Unterfangen. Die damals vom weltweit operierenden Unternehmen Villeroy & Boch hergestellten Fliesen in seiden mattem Braunton gibt es nicht mehr. Deshalb wird Kuretzky Repliken produzieren, in Anlehnung an das Original. Im nächsten Frühjahr sollen sie fertig sein und anschließend die Wände neu zieren

     Mit weiteren Innenarbeiten will Eigentümer Benoit starten, bis feststeht, wer in den Hafenbahnhof einzieht: „Ich möchte das an den Wünschen und Bedarfen des neuen Nutzers ausrichten.“ Wenn es keine kommerzielle Nutzung geben sollte, könne er im Bahnhof auch Wohnungen bauen. Der Pansdorfer rechnet damit, dass die Arbeiten in zwei Jahren abgeschlossen sind. „Mir macht das Projekt in Travemünde großen Spaß“, sagt er.