Zukunft ungewiss: Wird Travemündes Hafenbahnhof wieder verkauft?

Doch nach dem unerwarteten Tod des Eigentümers im Mai vorigen Jahres gibt es Probleme um den Hafenbahnhof in Travemünde. Die Erbin der Immobilie kann die Pläne aus finanziellen Gründen nicht fortsetzen. Sie will das Gebäude entweder verpachten oder verkaufen.

Hafenbahnhof hatte bereits mehrere Eigentümer
ckblick: Das von der Lübeck-Büchener Eisenbahn von 1913 bis 1914 errichtete und seit 1992 unter Denkmalschutz stehende Gebäude hatte seit dem Verkauf 1996 der Deutschen Bahn an einen Investor mehrere Eigentümer. In den Jahren danach wurde die Immobilie unter anderem für Gastronomie und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im Sommer 2020 erwarb Gerd Benoit, Fachanwalt für Immobilienrecht aus Pansdorf, den Hafenbahnhof, entwickelte Pläne für eine Nutzung und begann mit der Sanierung.
 

Doch im Mai 2023 verstarb der Jurist plötzlich und unerwartet im Alter von 78 Jahren. Doch er hatte vorgesorgt. Benoit vermachte Projektmanagerin Rebecca Santos Costa, die das Projekt von Anfang an federführend begleitet hatte, die Immobilie und legte fest, dass aus seinem Vermögen die Sanierung in seinem Sinne fortgeführt und der Hafenbahnhof als Anlaufpunkt vor allem für Travemünderinnen und Travemünder fertiggestellte werden solle.

Hafenbahnhof-Erbin Rebecca Santos Costa vor historischen Glasmalereien in der großen Halle. Sie möchte das Gebäude entweder verkaufen oder verpachten.

Hafenbahnhof-Erbin Rebecca Santos Costa vor historischen Glasmalereien in der großen Halle. Sie möchte das Gebäude entweder verkaufen oder verpachten. © Quelle: Thomas Krohn

Haupterbe gibt Mittel für Sanierung nicht frei
Zuletzt sah ein Konzept die Nutzung für Gastronomie und kleine kulturelle Veranstaltungen vor. Rebecca Santos Costa zerstreute in einem Gespräch mit den LN im Juli 2023 Befürchtungen, der Bahnhof könne erneut verkauft werden. „Alles werde so weiterlaufen wie bisher“, versicherte sie.
 
Ein halbes Jahr später steht sie jedoch vor einem großen Problem. Der Haupterbe, ein langjähriger Geschäftspartner, dem Benoit seine anderen Immobilien und sein Vermögen vermacht hat, gebe die finanziellen Mittel für eine weitere Sanierung des Hafenbahnhofs nicht frei, sagt die Projektleiterin. Ohne diese könne sie die noch ausstehenden notwendigen Arbeiten nicht fortführen.
 
Sanierung des Hafenbahnhofs soll weitergehen
Ihre Forderung werde zurzeit auf rechtlichem Wege geklärt. Bis dahin will Rebecca Santos Costa jedoch nicht warten. „Damit es mit dem Bahnhof schnellstmöglich weitergeht, möchte ich die Immobilie, so wie sie jetzt ist, entweder zum Kauf oder zur Verpachtung anbieten“, sagt sie.
Über den Stand der Sanierung weiß Thomas Schröder-Berkentin, Architekt aus Lübeck, am besten Bescheid, denn er hat die Bauleitung des Projekts von Anfang an übernommen. Seit dem Kauf von Benoit im Sommer 2020 wurde das Dach größtenteils neu gedeckt, die Toilettenbauten auf dem Bahnsteig abgerissen, das Gebäude entkernt, die Fassade gereinigt und teilweise neu verfugt, die alten Fenster und Türen im Innen- und Außenbereich gegen neue ausgetauscht, die Halle neu gefliest, die stählernen Konstruktionsbögen restauriert und vieles mehr.
 
Hafenbahnhof: Sanierung kostete schon Millionen
Da der Bahnhof unter Denkmalschutz steht, mussten zahlreiche Auflagen erfüllt werden. Eine Restauratorin begleitete die Arbeiten ständig. „Wir haben jetzt etwa die Hälfte der Sanierung geschafft“, sagt Schröder-Berkentien. Laut Rebecca Santos Costa seien bisher „mehrere Millionen Euro“ in die Sanierung geflossen.
 
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Zur Höhe der Kaufsumme macht sie keine Angaben, auch nicht zum Pachtzins. „Es fällt mir sehr schwer, mich von dem Objekt zu trennen, sehe aber keine realistische Perspektive für mich, das Vermächtnis von Gerd Benoit umzusetzen“, betont die Neu-Eigentümerin. Und: „Ich wünsche, dass es mit dem Hafenbahnhof bald weitergeht. Das ist ein schöner Ort, der von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.“ Vorstellen könne sie sich unter anderem, dass die Stadt Lübeck das Gebäude erwirbt. Schröder-Berkentin sagt: „Gerd Benoit war bereits mein dritter Bauherr des Projekts. Ich wünsche mir, dass der nächste Bauherr der letzte dieses Vorhabens wird.“
LN