Lübeck: 2500 bis 4500 Teilnehmer bei Mahnwache gegen rechts

Erwartet wurden 500 Teilnehmende, nun sind es zwischen 2500 (Polizei) und 4500 (Veranstalter) Menschen – so viele, dass die meisten von ihnen die Reden aus dem Lautsprecher nicht hören können. Organisiert wurde die Mahnwache unter anderem vom SPD-Bürgerschaftsmitglied und Vorsitzenden des Forums für Migrantinnen und Migranten, Aydin Candan. „Etwa 65.000 Menschen in Lübeck haben eine Migrationsgeschichte“, sagt er. „Manche sind schon in der dritten, vierten Generation hier und haben mitgeholfen, Deutschland nach dem Krieg aufzubauen“. Die AfD sei „keine Alternative für Deutschland, sondern eine Schande für Deutschland“.

„Keine demokratische Partei“
Viele Teilnehmer machen auf Schildern ihrem Unmut über die rechten Bewegungen Luft. „Wer in einer Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf“, steht darauf, „Menschenrechte statt rechte Menschen“ oder „Lieber solidarisch als solide arisch“. Organisationen und Parteien wie die „Omas gegen Rechts“, die Jungsozialisten, Ver.di und IG Metall, die Linke und GAL schwenken Fahnen.

Der Lübecker Frank Thomas ist dem Aufruf zur Mahnwache gefolgt, um „Opposition zu zeigen. Die AfD ist keine demokratische Partei“. Das stellt auch der Bundestagsabgeordnete Bruno Hönel (Grüne) in Frage. Deshalb „fordere ich gemeinsam mit 48 anderen Abgeordneten, ein AfD-Verbot ernsthaft zu prüfen. Das Grundgesetz verpflichtet uns, unsere Demokratie vor Verfassungsfeinden zu schützen.“ Dafür sei auch die Zivilgesellschaft gefragt.

So war die Mahnwache gegen rechts am 20. Januar auf dem Lübecker Markt

Mahnwache gegen rechts: Nicht alle Teilnehmenden fanden Platz auf dem Markt.

10 Bilder  Hier geht’s zur Bildergalerie © Quelle: Felix König

Katjana Zunft vom „Bündnis gegen rechts“ fordert in einem Redebeitrag die Lübecker Grünen auf, „sich genau anzuschauen, mit wem sie in eine Koalition gehen“, denn „CDU und FDP verschieben zurzeit den Diskurs nach rechts“. Sie hatte 2023 ihr Bürgerschaftsmandat für die Linke mit der Begründung niedergelegt, dass sie im Parlament nicht mit AfD-Politikern zusammen arbeiten möchte.

Seit einer Woche gibt es überall in Deutschland Großdemonstrationen gegen rechts. Am Freitag musste eine davon in Hamburg abgebrochen werden, weil dort mit 50.000 bis 80.000 Menschen deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen waren als erwartet.

Pläne zur Zwangsausweisung von Migranten
Hintergrund der Proteste ist eine Publikation des Recherche-Netzwerks Correctiv. Demnach hat es im November bei Potsdam ein Treffen von AfD-Funktionären, Rechten und Vertretern und Vertreterinnen der CDU-nahen Werte-Union gegeben. Dabei wurden Pläne beraten, wie die extreme Rechte gegen Antifaschisten agieren und mehr Einfluss bekommen kann. Und es ging darum, Menschen mit Migrationshintergrund zu „remigrieren“, sprich: gegen ihren Willen aus dem Land auszuweisen.

Am kommenden Sonnabend ist unter dem Motto „Die offene Gesellschaft verteidigen“ eine Demostration gegen rechts geplant. Sie beginnt um 13 Uhr auf dem Lindenplatz. Sie wird von 14 Gruppen der Zivilgesellschaft unterstützt.

LN