Verwahrlostes Ex-Restaurant Porto auf dem Priwall: Langsam bewegt sich etwas

Restaurant seit Mitte 2013 geschlossen

Das Ex-Restaurant Porto in der Wochenendhaussiedlung auf dem Priwall: Viele Jahre wurden dort Pizza, Pasta und Rotwein serviert. Urlauber und Einheimische genossen auf der Terrasse am Seeweg 36 zwischen großen Säulen den mediterranen Charme des Lokals und einen direkten Blick auf die Ostsee. Doch Mitte 2013 war damit Schluss. Der Betreiber der Pizzeria gab aus unklaren Gründen auf, versuchte noch, das Gebäude nebst Grundstück, das er in Erbpacht besaß, zu verkaufen. Doch die anfangs geforderte Summe von einer Million Euro wollte niemand zahlen, auch nicht den später reduzierten Preis von 750 000 Euro. Nach einer Räumungsklage fiel die Immobilie mitsamt Grundstück an die Stadt Lübeck zurück.

Ein am „Porto“ angrenzendes Ferienhaus gehört mit zum Gebäudeensemble.

Das Gebäude verfiel zusehends und wurde zum Schandfleck in der schmucken Siedlung. Fensterläden klapperten im Wind, noch draußen stehende Tische und Bänken wucherten mit Gestrüpp zu, und Ecken auf dem Grundstück wurden als wilde Müllkippen missbraucht. Im Sommer 2021 teilte die Stadt auf LN-Anfrage mit, dass das Erbbaurecht aufgelöst werden soll. Dazu seien bereits Rechtsmittel eingeleitet worden. Der Bebauungsplan setze eine gastronomische Nutzung fest, eine Ausschreibung sei für das 2. Quartal 2022 geplant.

Klappernde Fensterläden demontiert

Doch es passierte erst einmal nichts. Lediglich die klappernden Fensterläden wurden irgendwann demontiert, weil sich Nachbarn über den Lärm beschwerten. Vor etwa einem halben Jahr dann nahmen Sachverständige Bewertungen der Gebäude vor. „Dies war im Rahmen eines Schiedsgutachterverfahrens bezüglich des bestehenden Erbbaurechts notwendig“, sagte die stellvertretende Stadtsprecherin Nina Rehberg vorige Woche. Sie erklärt die Verzögerung damit, dass das Erbbaurecht erst im 4. Quartal 2022 nach einem zuvor beendeten Rechtsstreit gelöscht wurde und vorher eine Nutzung beziehungsweise Vermarktung des Grundstücks nicht möglich gewesen sei.

Das Grundstück des „Porto“ liegt direkt an einem Strandzugang.

Bislang werde eine Ausschreibung bezüglich des Abbruchs der bauordnungsrechtlich nicht genehmigten Gebäude vorbereitet, so die Stadtsprecherin weiter. Aufgrund von „zu berücksichtigenden Schwellenwerten“ sei mit der Ausschreibung in den nächsten zwei Monaten zu rechnen. Der dann durchzuführende Abriss werde außerhalb der Saison stattfinden. Also erst nach Ende der Sommersaison, wenn bauliche Arbeiten in der Siedlung wieder erlaubt sind. Rehberg betont: „Es soll weiterhin eine gastronomische Nutzung stattfinden.“ Parallel zum Abbruch der Gebäude würden die Ausschreibung des Grundstücks und die Vergabe im Erbbaurecht vorbereitet.

 

Keine neuen Ferienhäuser geplant

Befürchtungen von Priwallbewohnern, auf dem Porto-Grundstück könnten wie an anderer Stelle am Seeweg neue Ferienhäuser gebaut werden, könnten damit vom Tisch sein. Im Herbst 2019 entstanden auf einem Grundstück am Seeweg 128 drei neue Ferienhäuser. Dort gab es jahrzehntelang ein Strandbistro, das zuletzt unter dem Namen Priwall-Treff betrieben wurde. Protesten von Bewohnern der Siedlung gegen den Bau der Häuser entgegnete die Stadt damals, dass auf dem Grundstück Wochenendhäuser möglich seien. Laut Bebauungsplan könne auf dem Areal ein Restaurant oder ein Kiosk errichtet werden, aber nur ausnahmsweise. Im Umkehrschluss bedeute dieses, dass dort auch eine andere Nutzung möglich sei, in diesem Fall eben Ferienhäuser

Gastronomie seit 1924

Das Grundstück am Seeweg 36 wurde bereits in den Anfängen der Wochenendhaussiedlung gastronomisch genutzt. 1924 entstand dort eine Erfrischungshalle unter dem Namen Strand-Perle mit Getränken und kleinen Speisen. Später baute die Gastronomen-Familie Hagelstein den Kiosk als Gaststätte mit einer Terrasse aus. Zwischendurch hieß das Lokal Samoa. Nach einem Brand 1973 wurde ein neues Gebäude errichtet, das als Gastronomiebetrieb unter dem Namen Dünenstübchen geführt wurde und später als Porto neu öffnete.

 

Vertrauen auf Aussage der Stadt

Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, vertraut auf die Aussage der Stadt, dass das Porto-Grundstück auch künftig gastronomisch genutzt werden soll. „So etwas wie am Seeweg 128 mit dem Priwall-Treff darf sich nicht wiederholen“, sagt er. Es sei wichtig, dass es am Seeweg in Höhe des Porto wieder eine Strandversorgung gebe, nachdem auch andere Bistros in der Siedlung nicht mehr existierten und die Zahl der Urlauber auf dem Priwall ständig zunehme.