Travemünde bekommt wieder einen Kletterpark
Travemünde
Vor mehr als zwei Jahren entwickelten sie ihre erste Idee. Jetzt sind Nick Moritz und Tillmann Liden am Ziel ihrer Träume: Sie bauen in Travemünde einen Kletterpark. In dieser Woche starteten die ersten Arbeiten auf einem etwa 2000 Quadratmeter großen Areal am Calvarienberg, mehr als viereinhalb Jahre nach dem Abbau eines Hochseilgartens in unmittelbarer Nähe. Kurdirektor Uwe Kirchhoff ist begeistert: „Die Etablierung eines neuen Kletterparks ist für die Verbesserung der touristischen Infrastruktur in Travemünde ein weiterer wichtiger Schritt.“
Alter Kletterpark musste abgebaut werden
Rückblick: Elf Jahre stand ein Hochseilgarten in einem kleinen Waldstück am Calvarienberg. Ende 2016 lief der Mietvertrag aus, die Betreiberin musste den Kletterpark abbauen. Der Kurbetrieb wollte den Standort aufgeben, mit der Begründung, dass die Fläche nicht geeignet sei. Der Baumbestand sei zu alt. Ein neuer Betreiber fand sich nicht. Später meldeten sich mehrere Interessenten, die in Travemünde einen neuen Hochseilgarten errichten wollten. Es gab ein Bewerbungsverfahren. Vorgabe des Kurbetriebs: eine kleine Lösung. Diskutiert wurde, ob auch ein Waldstück auf dem Priwall, etwa im Bereich des Kohlenhofs, in Frage käme. Das stieß auf Ablehnung, unter anderem beim Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer und bei Priwallbewohnern. Bedenken gab es auch bei der Stadt Lübeck. Der Küstenwald werde in einem Gutachten als besonders schutzwürdig dargestellt. Der Ortsrat sprach sich für einen Standort in Travemünde aus.
Zustimmung aller beteiligten Behörden
Das war für das Bewerber-Duo Nick Moritz (31) und Tillmann Liden (30) Anlass genug, sich von einem Vorhaben auf dem Priwall zu verabschieden und eine Lösung für den Calvarienberg zu erarbeiten. Diese fand letztlich die Zustimmung aller beteiligten Behörden, darunter der Kurbetrieb, die Untere Naturschutzbehörde, das städtische Bauamt und der Stadtwald. „Wir sehen in unserem frischen und innovativen Konzept eine Bereicherung für den Ort, sowohl für Besucher als auch für Einheimische, für Jung und Alt“, betonen die Jungunternehmer, die beide in Travemünde wohnen.
Baumpfleger sägt zuerst das Totholz ab
Am Mittwoch starteten die ersten vorbereitenden Arbeiten am Calvarienberg. Dafür wurde ein Fachmann engagiert: Paul Zimmermann, Baumpfleger aus Münster, stieg an Seilen gesichert bis 25 Meter hoch in die Bäume und sägte das Totholz ab, damit die morschen Äste nicht mehr herunterfallen können. Ab Januar sollen zuerst die 60 Plattformen eingebaut werden, später folgen die Stahlseile und die Hindernisse. Wenn alles nach Plan verläuft, sind die Arbeiten in und an den Bäumen Mitte Februar abgeschlossen.
Expertenarbeit: Baumpfleger Paul Zimmermann entfernt das Totholz aus den Bäumen. Quelle: Thomas Krohn
Professionelles Sicherungssystem
Das Konzept sieht einen Seilgarten vor, bei dem mehrere Bäume durch verschiedene Elemente wie Stahlseile und Hindernisse, etwa Balken und Brücken miteinander verbunden sind. Die Teilnehmer müssen mit körperlicher Anstrengung, Geschick und wohl überlegtem Handeln von Plattform zu Plattform springen und Hindernisse überwinden. Dabei sind sie mit einem professionellen Sicherungssystem in einem tragenden Seil gesichert, sodass sie nicht herunterfallen können. Nick Moritz betont: „Ein hochmoderner Doppelschließmechanismus verhindert ein versehentliches Auskoppeln. Im Fall von Unwohlsein oder Angst kann die Person über Not-Ein- und Ausstiege sicher heruntergelassen werden.“
Natürliches Wachstum der Bäume bleibt erhalten
Die 60 Plattformen bestehen laut Tillmann Liden aus witterungsbeständigem Holz und sind nicht mit den Bäumen verschraubt, damit Schäden vermieden werden. Durch spezielle Matten und Hölzer werde das Einschneiden der Stahlseile in die Baumrinde verhindert. Das natürliche Wachstum der Bäume bleibe durch regelmäßiges Lockern und Versetzen der Plattform erhalten. Eine Hütte zur Verwahrung und Sicherung der Kletterausrüstung, des Kassensystems sowie anderer notwendiger Utensilien soll „optisch zurückhaltend“ in das Waldstück integriert werden.
Kletterpark soll im Mai eröffnen
Finanzieren will das Duo den Kletterpark aus Eigenkapital und einem Gründungskredit. Fertig soll alles im April 2022 sein, der Eröffnungstag ist für den 1. Mai geplant. Der Betrieb soll saisonal bis Ende Oktober laufen. Je nach Urlaubszeit und Wetterlage erwarten die Betreiber eine Besucherzahl von 75 bis 125 Personen pro Tag. Liden: „Wir sehen unser Projekt nicht als Bedrohung für den Wald oder die darin lebende Artenvielfalt.“ Vorstellbar sei, in den Kletterpark kulturelle und gemeinschaftliche Angebote, etwa von der Kunstschule, der Musikhochschule und von Vereinen, zu integrieren.
Kurdirektor Kirchhoff: Eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur
Kurdirektor Uwe Kirchhoff weiß: „Viele Gäste, aber auch die Lübeckerinnen und Lübecker, haben das Kletterangebot in Travemünde vermisst.“ Die Suche nach einem neuen Standort habe sich über den Priwall und verschiedene Park- und Waldabschnitte auf der Stadtseite erstreckt, bis man endlich am Fuß des Calvarienbergs eine geeignete Fläche gefunden habe. Dass es letztlich zur Umsetzung des Vorhabens kommt, liege auch an der Ausdauer und Beharrlichkeit der beiden jungen Investoren, die die geforderten Genehmigungsverfahren und Gutachten zuverlässig durchlaufen beziehungsweise vorgelegt hätten. Kirchhoff: „Für die Verbesserung der touristischen Infrastruktur in Travemünde ist die Etablierung eines neuen Kletterparks auf der Stadtseite ein weiterer wichtiger Schritt.“
Von Thomas Krohn