Travemünder Priwall: Neue Verkehrsregeln – alte Probleme

Fünf Kontrollen: Viele fahren zu schnell
Rückblick: Seit Mitte Januar auf der Mecklenburger Landstraße eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern eingeführt wurde, hat die Stadt fünf Messkontrollen durchgeführt. Die letzte Kontrolle vom 1. bis 4. Juli ist noch nicht ausgewertet, aber das Ergebnis der vorangegangenen Messungen spricht Bände: 476 Autofahrer fuhren zu schnell und wurden „geblitzt“. Sie müssen entweder mit einem Verwarngeld oder einem Bußgeld rechnen. Allein vom 31. Mai bis 7. Juni gab es 169 „Fotos“ von zu schnell fahrenden Fahrzeuglenkern.
An allen Einmündungen entlang der Mecklenburger Landstraße weisen Schilder auf die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern hin.
Und das könnte erst der Anfang sein.
Stadtsprecherin Nicole Dorel: „Da während der Urlaubs- und Feriensaison mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf dem Priwall zu rechnen ist, wird die Kontrolldichte entsprechend angepasst.“ Spezielle Erkenntnisse oder ein verändertes Verkehrsverhalten ließen sich aus den bislang vorliegenden Daten allerdings noch nicht ableiten. Die Kontrollen würden aber fortgesetzt.
Autos werden jetzt woanders geparkt
Die Meinungen, ob mit den neuen Regeln eine Entspannung der Verkehrssituation auf der Halbinsel eingetreten ist, gehen auseinander. Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, stellt fest: "Die Aufhebung der Rechts-vor-links-Regelung hat zu mehr Sicherheit geführt." Und die regelmäßigen Geschwindigkeitsmessungen seien richtig. Positiv sei zudem, dass der Ordnungsdienst in der neu eingerichteten Halteverbotszone im Beach-Bay-Bereich häufiger kontrolliere.
Verkehrsregeln? Egal. Nach wie vor wird in den Beach-Bay-Straßen geparkt, auch im absoluten Halteverbot.

Verkehrsregeln? Egal. Nach wie vor wird in den Beach-Bay-Straßen geparkt, auch im absoluten Halteverbot. © Quelle: Thomas Krohn

Nicht zufrieden dagegen ist Erdmann, dass sich seit der Aufstellung von Pfählen entlang der Mecklenburger Landstraße das Problem des „wilden“ Parkens verlagert habe: „Jetzt werden die Autos zunehmend am Waldrand zwischen den Straßen Am Passathafen und Dünenweg abgestellt.“ Kritisch sieht er auch, dass der Trampelpfad auf einem Teilstück neben der Mecklenburger Landstraße für Fußgänger eine Gefährdung darstelle. „Vorschläge von uns werden seit Jahren nicht umgesetzt.“

Priwallbewohner: „Es wird nach wie vor zu schnell gefahren“
Gerd Haupt (75) aus Hamburg besitzt seit vielen Jahren ein Wochenendhaus auf dem Priwall. Der Unternehmer ist auf der Halbinsel viel mit dem Fahrrad unterwegs. Die Tempo-Limitierung auf 30 Stundenkilometer findet er gut: „Es wird seitdem weniger gerast.“ Jedoch: Die entlang der Mecklenburger Landstraße aufgestellten Pfähle, die das Parken im Wald und auf den Seitenstreifen verhindern sollen, hält er für problematisch. „Das kann schon mal ziemlich gefährlich für Radfahrer werden, wenn ein größeres Auto entgegen kommt und dahinter ein anderes Auto lauert, das überholen will.“ Ausweichmöglichkeiten gebe es dort jetzt nicht mehr. Priwallbewohner Jörn Ulrich (76) stellt fest: „Es wird nach wie vor zu schnell gefahren, trotz der Aufhebung der Rechts-vor-links-Regelung.“ Er schlägt vor, entlang der Mecklenburger Landstraße „ein oder auch zwei stationäre Blitzer“ aufzustellen.
Jörn Ulrich (76): „Die Aufhebung der Rechts-vor links-Regelung hat sich bewährt. Zu schnell gefahren wird aber weiterhin.“

Jörn Ulrich (76): „Die Aufhebung der Rechts-vor links-Regelung hat sich bewährt. Zu schnell gefahren wird aber weiterhin.“

Keine Schonung für falsch parkende Urlauber
Auch ein anderes Problem besteht nach wie vor: Nach Einführung einer Halteverbotszone ab Pfingsten für den gesamten Bereich der Beach-Bay wird nach wie vor entlang der Straßen in der Ferienanlage dauergeparkt. Vor allem an den Wochenenden, wenn Tagestouristen auf den Priwall kommen und das eigentlich eindeutige Verkehrsschild übersehen oder ignorieren. Bereits Pfingstmontag verteilte das städtische Ordnungsamt 60 Knöllchen.Insgesamt 152 kostenpflichtige Verwarnungen und Bußgeldverfahren habe es seitdem gegeben, so Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Über die Häufigkeit der Kontrollen könnten aus einsatztaktischen Gründen jedoch keine konkreten Angaben gemacht werden. Vermutungen, die Stadt schone falsch parkende Urlauber, um diese nicht zu verärgern, tritt sie entgegen: „Fahrzeugführende mit auswärtigen Kennzeichen müssen bei einem Verstoß genauso mit einer kostenpflichtigen Verwarnung oder einem Bußgeld rechnen wie Einheimische.“