Immobilienpreise für Ferienhäuser auf dem Priwall explodieren Priwall: Ferienhäuser immer teurer

Knapp 50 Meter entfernt in Strandnähe ein älteres Haus mit ebenso viel Wohnraum auf einem 200 Quadratmeter großen Grundstück für 429 000 Euro. Das sind keine Angebote für Immobilien auf Deutschlands Promi-Insel Sylt, sondern für Wochenendhäuser auf dem Priwall. Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Preise auf der Travemünder Halbinsel explodiert. Die Nachfrage nach einem Urlaubsdomizil ist groß. Problem dabei, ähnlich wie auf der Nordseeinsel: Es gibt nur wenige Angebote. Interessenten brauchen Glück, vielleicht Beziehungen- und vor allem das nötige „ Kleingeld ".

   Urlaub an der Ostsee, Meeresluft schnuppem, sich am Strand entspannen, die kulinarischen Angebote entdecken und genießen, die Gegend erkunden: Der Tourismus boomt in Schleswig-Holstein, besonders in Zeiten der Pandemie, auch wenn die Urlauberquartiere zurzeit geschlossen sind. 'Trotzdem wird überlegt, sich vielleicht einen festen Anlaufpunkt, ein hübsches Feriendomizil, zuzulegen. Die Nachfrage nach Immobilien, zum Kauf oder zur Miete, steigt ständig. Das macht sich auch auf dem Priwall bemerkbar. Seit einiger Zeit katapultieren die Preise für zum Verkauf anstehende Häuser in der Wochenendhaussiedlung in teilweise exorbitante Höhen. Eine knappe halbe Million Euro für ein Häuschen mit 55 Quadratmetern Wohnfläche ist da schon fast nichts Besonderes mehr.

Dieses Domizil am Muschelweg bietet Torben Schmidt an. Ein gerade neu errichtetes Haus, die Vorderfront komplett verglast, eine offene Galerie, Fußbodenheizung, Eichenparkett, nur ein paar Gehminuten zur Ostsee und zur Pötenitzer Wiek. „Die Nachfrage ist gewaltig, über 70 Interessenten haben sich bisher gemeldet, ein Drittel davon kam schon zur Besichtigung", sagt der Bauleiter und Mitinhaber des Ratekauer Unternehmens Baltica Massiv Haus. Er weiß: „Das Geld  ist zurzeit billig, der Markt ist leer, und wer auf den Priwall will, zahlt auch gern einen Euro mehr. " Zu den Interessenten zählten überwiegend Hamburger. Viele Investoren wollten die Häuser nicht selbst bewohnen, sondern vermieten, also ihr Geld anlegen.

Lars Deecke. Immobilienberater bei der Sparkasse zu Lübeck, die auf dem Priwall ebenfalls ein Ferienhaus zum Kauf anbietet, bestätigt den Tourismus-Boom. Der Priwall sei aufgrund der touristischen Entwicklung an der Ostseeküste deutlich attraktiver geworden, auch die Nähe vor allem zu Lübeck. aber auch zu Hamburg, sei für Urlauber interessant. Die Wochenendhaussiedlung habe jetzt eher den Charakter eines Feriendorfes und nicht wie früher den einer Kleingartenanlage. Unter anderem deshalb gehe die Preisentwicklung bei den Immobilien steil nach oben. Zudem sei Urlaub in Deutschland in Corona-Zeiten immer beliebter geworden.

Peter Müsing vom Vorstand des Vereins der Wochenendhausbesitzer beobachtet die Entwicklung auf 'dem Priwall bereits seit einiger Zeit. „Es gibt immer mehr Urlauber. die an den Häusern klopfen und fragen, ob die Eigentümer nicht verkaufen wollen.“

Auch würden Zettel mit Anfragen in die Briefkästen gesteckt, vor allem seit der Fertigstellung der Ferienanlage Beach Bay. „Der Priwall ist jetzt einmalig an der ganzen Ostseeküste". Allerdings gebe es in der Siedlung nach wie vor Häuser, deren Eigentümer verstorben seien und die seit langer Zeit leer stünden. „Die Erben machen nichts und beobachte ` die Immobilienpreise. Viele Verkäufe von Häusern liefen über Beziehungen. Dabei würden teilweise hohe Preise erzielt. Ein Wochenendhaus in der ersten Reihe am Seeweg etwa, in dem früher ein Kiosk war, soll jüngst für mehr als 500 000 Euro verkauft worden sein. Es gibt aber auch Wochenendhausbesitzer, die ihre Immobilie zumindest vorerst nicht verkaufen und lieber selbst nutzen wollen. Ilse (72) und Heino (78) Tölle gehören dazu. Vor 27 Jahren haben sie ein schmuckes Holzhäuschen am Sanddomweg für 200 000 Mark erstanden. „Das ist unsere Altersvorsorge. wenn wir später vielleicht einmal in den Rosenhof umziehen", sagen sie. Heino Tölle ist passionierter Angler und fährt zum Fischen mit dem eigenen Boot auf die Ostsee. Ehefrau Ilse pflegt den liebevoll angelegten Garten. „Solange wir das alles noch können, verkaufen wir nicht“, ist sich das Ehepaar einig.

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      Wie groß das Interesse an einem Ferienhaus auf dem Priwall ist, zeigt das Beispiel einer Familie aus Hamburg. „Wir suchen eine Wochenend-/Ferienunterkunft zum Kaufen für uns", schreibt sie in einem Flyer, den sie fast überall in der Siedlung in Briefkästen geworfen, entlang der Wege ausgelegt und auch auf dem Edeka-Parkplatz an Laternenmasten geklebt hat.

Eine Familie mit drei Kindern, die den Priwall während ihres Urlaubs „kennen und lieben " gelernt hat, die ein kleines Haus, eine Wohnung, vielleicht auch ein Grundstück zur Bebauung sucht. „gerne direkt auf dem Priwall, aber auch in Travemünde City". Sie verspricht: „Eine Finanzierung durch die Bank ist bereits vorbereitet und zugesichert." Eine andere Familie hat bei Ebay inseriert: „Wir suchen ein Priwall-Wochenendhaus für uns zur Eigennutzung”. Als Verhandlungsbasis nennt sie eine von Summe von 222 222 Euro Dafür dürfte in der Wochenendhaussiedlung allenfalls ein Schuppen mitsamt einem sonst unbebauten Grundstück zu bekommen sein.

Die Wochenendhaussiedlung

Die ersten Wochenendhäuser- auf dem Priwall wurden während der 1920er-Jahre errichtet. Sie bestanden noch aus Holz. Später kamen stabilere Bauten dazu.

lm Laufe der Jahre gab es an immer mehr Ecken kleine Versorgungsbetriebe wie Kioske und Imbisse. Während des Zweiter Weltkrieges war der Priwall militärisches Sperrgebiet, sodass die Wochenhäuser nur eingeschränkt genutzt werden durften.

Der Verein der Priwall-Wochenendhausbesitzer wurde 1950 gegründet. In der Satzung steht: “Zweck des Vereins ist die Pflege und Förderung der Belange der Priwall-Wochenendhausbesitzer und ihrer Bewohner …“. Insgesamt 440 Häuser stehen auf dem Areal an den Dünen. Viele von ihnen werden als Ferienwohnungen hauptsächlich in der Sommersaison genutzt. manche als Dauerdomizil das ganze Jahr über.