Entdeckung auf dem Priwall

Die beiden Freundinnen wollten am 21. Oktober die Schäden am Strand begutachten, die die schwere Sturmflut ausgelöst hat. „Es wurde unglaublich viel Müll angespült“, sagt Sabrina Freese. „Wir haben alte Pril-Flaschen gefunden, Sonnenmilch, Handcremes und Flip-Flops“, sagt die 49-Jährige. Zwischen Seegras, Baumstämmen und viel Plastikmüll entdeckten die beiden Freundinnen neben einer Fischkonserve aus der ehemaligen DDR schließlich auch eine kleine Glasflasche. Sie sah aus wie ein Parfüm-Fläschchen, war aber eine Flaschenpost, die 55 Jahre lang in der Ostsee unterwegs war und nun am Priwall angespült wurde.

Verfasserin war eine 14-Jährige aus Hamburg
Darin befand sich ein kleiner Zettel mit den Kontaktangaben der Verfasserin. Die 14-jährige Marie-Luise aus Hamburg hatte nicht nur ihren Namen, sondern auch ihr Geburts- und das Absendedatum vermerkt. Sabrina Freese konnte letzteres durch die Glasflasche entziffern. „Ich las dort Juli 1968 und traute meinen Augen kaum“, sagt die 49-Jährige.

Die kleine Glasflasche hatte einen sehr schmalen Hals und ließ sich laut Freese zunächst nicht öffnen. Schließlich rückte der Ehemann von Bettina Johannisson der Flasche ganz vorsichtig mit einer Flex zu Leibe. Behutsam holte er dann das Zettelchen mit einer Pinzette aus der Flasche.

Die beiden Frauen aus Lübeck fuhren zur angegebenen Adresse nach Hamburg, doch dort wohnt die Verfasserin, die am 4. November 70 Jahre alt wird, nicht mehr. Um die Absenderin der Flaschenpost doch noch ausfindig zu machen, wandten sich die Finderinnen an die Bild-Zeitung. Obwohl die Verfasserin umgezogen war und mittlerweile einen anderen Nachnamen hat, machte eine Bild-Reporterin die Frau ausfindig.

Deren Begeisterung hielt sich jedoch in Grenzen: „Ich kann mich daran nicht mehr erinnern, es kann aber gut sein, dass die Flaschenpost von mir ist. Damit möchte ich aber jetzt nichts mehr zu tun haben“, sagte die Frau der Bild-Zeitung. Sabrina Freese und ihre Freundin Bettina Johannisson finden es zwar schade, dass sie die Verfasserin der Flaschenpost nun nicht wie erhofft kennenlernen können, freuen sich aber trotzdem sehr über ihren Fund.

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Flaschenpost bekommt einen Ehrenplatz auf dem Priwall
„Wir hätten ihr gerne zum 70. Geburtstag gratuliert und viele Fragen an sie“, sagt Freese. Unter anderem wüsste sie gerne, ob die Verfasserin damals auf dem Priwall Verwandte besucht hat oder dort bei einer Ferienfreizeit war und wie die Idee entstanden ist, die Flaschenpost zu schreiben. Auch wenn sie auf diese Fragen nun keine Antwort erhalten wird, steht für Sabrina Freese und Bettina Johannisson fest: „Die Flaschenpost bekommt bei uns auf dem Priwall einen Ehrenplatz.“
LN