Fisch-Wöbke in Travemünde: Eine Institution schließt ihre Türen

Ob Einheimische, Auswärtige oder Urlauber: Für viele Fischliebhaber ist das Geschäft seit etlichen Jahren die erste Adresse. Davon zeugen allein die langen Warteschlangen, die sich zu den Geschäftszeiten zu fast jeder Uhrzeit vor dem Haus bilden. Frischfisch wird in dem nur 18 Quadratmeter kleinen Laden lediglich auf Bestellung verkauft, der Schwerpunkt liegt auf Räucherfisch, der aus der familieneigenen Räucherei von Petra Wöbkes Schwester Manuela Steinmann aus Karlshof kommt. Die Fischfrikadellen, Salate und Marinaden sind von Mike Wöbke hausgemacht, der den ganzen Tag in seiner Salatküche am Gneversdorfer Weg steht, um die Produkte für den Verkauf zuzubereiten. Der 56-jährige gebürtige Priwaller und gelernte Koch war 2017 einer der ersten Fischsommeliers in Deutschland, hat jetzt zudem eine Ausbildung zum Weinsommelier absolviert und wird wie bisher auch künftig Kurse und Vorträge rund um das Thema Fisch anbieten.

Ein alltägliches Bild: Vor dem Fischgeschäft stehen die Käufer Schlange bis auf die Straße. © Quelle: Thomas Krohn

Mehrere Auszeichnungen für Fisch-Wöbke

Das Unternehmen Fisch-Wöbke ist in der Vergangenheit mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem 2018 mit dem Seafood Star der Fachzeitschrift "Fischmagazin" für das beste Fischkonzept am Touristenort. Und "Der Feinschmecker" erklärte Fisch-Wöbke 2010/11 zu einem der besten Fischgeschäfte an der Ostsee. Besonders beliebt sowohl bei Einheimischen als auch bei Urlaubern seien die Kräutermatjesfilets, sagt Petra Wöbke (62). Das Rezept dafür sei seit vielen Jahren in der Familie und werde natürlich nicht verraten. Bei den Salaten stehe der Nordseekrabbensalat an der Spitze der am meisten verkauften Kreationen.

Seit vielen Jahren gebe es einen großen Kreis von Stammkunden, nicht nur aus Travemünde, sondern auch aus den Nachbargemeinden. Zudem kämen auch zahlreiche Urlauber, um sich mit frischem Räucherfisch oder anderen Spezialitäten zu versorgen. „Als wegen Corona keine Touristen nach Travemünde kommen durften, hatten wir 50 Prozent Einbußen, was heißt, dass unsere Kunden zur Hälfte Urlauber und zur Hälfte Einheimische sind“, sagt Mike Wöbke.

Angestellte werden übernommen

Und warum hört das Ehepaar 20 Jahre nach Übernahme des Geschäfts jetzt auf? „Es ist immer mehr geworden. Seit drei Jahren haben wir in der Saison deshalb sonntags nicht mehr geöffnet“, sagt Petra Wöbke. Ehemann Mike erklärt: „Wir segeln immer hart am Wind und haben jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht.“ Bereits vor einigen Jahren hätten sie nach jemandem gesucht, der das Geschäft übernimmt. Im vorigen Januar habe sich ein Ehepaar aus Düsseldorf, das über Bekannte davon erfahren hatte, vorgestellt. „Wir wurden uns schnell einig, hatten aber zur Bedingung gemacht, dass unsere Angestellten übernommen werden.“ Das klappte: Die 13 Frauen und drei Männer, die im Verkauf arbeiten, einige davon als Teilzeitkräfte, bleiben.

Ab 1. Oktober wird der Laden unter dem Namen Fisch-Stengel weitergeführt. Petra und Mike Wöbke konzentrieren sich dann nur noch auf ihren neuen Lieferservice mit einer großen Auswahl an Schlemmerpaketen, unter anderem mit den beliebten Salaten, geräuchertem Fisch, Bratheringen, Fischsuppe und selbstverständlich den Kräutermatjesfilets, alles wie bisher aus eigener Herstellung. „Das Verkaufsgeschäft in Travemünde war mein Baby, es hat immer sehr viel Spaß gemacht, vor allem mit den lieben Stammkunden“, sagt Petra Wöbke. „Leicht fällt mir die Schließung nicht.“

Der neue Lieferservice von Fisch-Wöbke ist unter der Telefonnummer 01 74/390 30 33 zu erreichen. Bestellt werden kann auch über WhatsApp unter der Nummer 01 74/390 82 83.