Viele Hürden lassen Rücktransport scheitern
Nach einer Woche intensiver Behandlung in der Klinik konnten die Apparate abgeschaltet werden. Udo Kurth atmete wieder selbstständig und erholte sich langsam. Das Gehirn funktionierte, doch die Beine wollten nicht mehr so richtig. Aufstehen und Gehen waren ohne Hilfe nicht möglich. Seine Familie, Sohn Andreas, Tochter Manuela Nath und Schwiegersohn Michael Nath, die ihn mehrfach besuchte, wollte ihn nach Hause bringen, mithilfe des ADAC, in dem der Travemünder seit vielen Jahren Mitglied ist.
Das jedoch erwies sich als schwierig. Jutta Kurth (74) berichtet von den Hürden, an denen die Rückführung bisher scheiterte: Erst fehlte angeblich der Personalausweis, obwohl Sohn Andreas dem ADAC das Original per Post geschickt hatte. Dann hatte der ADAC angeblich keinen Flieger parat, und am vorigen Donnerstag, als alles klar schien und Udo Kurth bereits im Krankenwagen zum Flugplatz gebracht wurde, habe es plötzlich von seiten eines ADAC-Arztes geheißen, der Blutdruck des Patienten sei zu niedrig, er dürfe nicht fliegen. 140/70 – ein eigentlich ziemlich normaler Wert, über den sich so manche Patienten freuen dürften. Der ADAC wollte jedoch nicht die Verantwortung für einen Transport übernehmen, auch nicht für eine Begleitung in einem „normalen“ Flieger.
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In großer Sorge: Jutta Kurth (74) telefoniert täglich mehrmals mit ihrem Ehemann Udo. © Quelle: Thomas Kroh
Familie Kurth schaltet Rechtsanwalt ein
Es war bereits der vierte Versuch, Udo Kurth nach Hause zu bringen. Das wiederholte Scheitern der Rückführung ihres Ehemanns bringt jetzt Jutta Kurth (74) auf die Palme. Sie hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der prüfen soll, ob sich der ADAC vertragsgemäß verhalten hat. Es gebe einen Vertrag, nach dem der ADAC verpflichtet sei, seine Mitglieder im Notfall auch aus dem Ausland zurückzuholen. „Für so etwas haben wir jahrelang unseren Beitrag gezahlt.“ Und dann auch das noch: Während eines Gesprächs mit den LN am Freitagvormittag erhielt Jutta Kurth einen Anruf von ADAC in Spanien. Eine Mitarbeiterin teilte mit, dass an diesem Tag keine Rückführung möglich sei, weil es kein Flugzeug gebe – Versuch Nummer fünf. Die LN telefonierten auch mit Udo Kurth. „Es reicht jetzt. Ich bin bis auf die Beine, die noch nicht so richtig funktionieren, gesund und will so schnell wie möglich nach Hause“, sagte er. Vorbereitet ist alles: In der Uniklinik Lübeck ist für ihn seit zwei Wochen ein Bett reserviert. Zudem bemüht sich seine Hausärztin um einen Reha-Platz.
Rechtsanwalt Frank Haßler aus Lübeck, der von Udo Kurth mit dem Fall beauftragt wurde, wirft dem ADAC eine schlechte Kommunikation mit der Familie vor: „Was der ADAC da macht, ist desaströs.“ Die Argumentation mit dem Blutdruck halte er für nicht plausibel. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Gründe nur vorgeschoben sind.“ Er habe eine Anfrage an den ADAC gestellt, aus welchem Grund eine Rückführung bisher nicht erfolgt sei. Eine Antwort stehe noch aus. Die Familie habe eventuell die Möglichkeit, einen Rücktransport in Eigenregie zu organisieren. Wenn es der Vertrag mit dem ADAC hergebe, könne sie dann die Kosten dafür diesem in Rechnung stellen.
Datenschutz: ADAC äußert sich nicht
Auch die LN haben beim ADAC nachgefragt, warum Udo Kurth bisher nicht zurückgebracht werden konnte. Die Antwort: Ohne eine Freigabe des Mitglieds könne aus Datenschutzgründen keine Auskunft erteilt werden. Mehrere Versuche von Jutta Kurth, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Mitglied im ADAC ist, die Pressestelle telefonisch zu erreichen und die Einwilligung zu erteilen, verliefen ergebnislos. Freitagabend dann erreichte Jutta Kurth ein Anruf der ADAC-Mitarbeiterin aus Spanien. Udo Kurth soll am Sonnabendnachmittag in einem Ambulanzflieger nach Hannover geflogen und von dort mit einem RTW nach Lübeck gebracht werden. Happy End also nach einer fünfwöchigen Odyssee? Jutta Kurth: „Ich glaube erst daran, wenn mein Mann im Flieger sitzt.“