Heißluft und Hochwasser: So wird der Klimawandel Lübeck verändern

Travemünde: Klimawandel bringt mehr Badetage

Aber bringt der Klimawandel nur Nachteile? Man könnte zumindest vermuten, dass er für Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff eine gute Nachricht sei: Die Anzahl der „Badetage" - Tage, an denen es wärmer wird als 23 Grad und an denen die Sonne mindestens neun Stunden scheint wird von heute 15 bis 20 in den nächsten drei Jahrzehnten auf mindestens 25, je nach Szenario vielleicht auch über 40 steigen. _

     Einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte, gab es im Sommer 2020. Das Wetter war schön, Auslandsreisen waren eingeschränkt, und Mecklenburg-Vorpommern ließ keinen herein. „ Da hatten wir fünf, sechs Tage, an denen auf dem Strand wenig Sand zuerkennen war“, sagt Kirchhoff. ln Zukunft könnten viele an die Ostsee kommen die sonst in den Süden gefahren waren. „Wenn es heißer wird, kann man ja dort von Juni bis September keinen Vernünftigen Urlaub mehr machen, sagt Kirchhoff. Und wenn die Städte sich im Sommer aufheizten, dann werden die Leute rausdrängen. Also an die deutschen Küsten.

Klimawandel an der Ostsee

Wie genau sich das Klima in Lübeck, in Norddeutschland und auf der ganzen Welt verändern wird, lässt sich nicht vorhersagen. Der Norddeutsche Klimaatlas (https://„ www.norddeutscher-klimatlas.de/) des Helmholtz-lnstituts für Umweltforschung in Geesthacht zeigt das ganze Spektrum dessen, was eintreten könnte - je nachdem, wie sich der Ausstoß von Treibhausgasen entwickelt und je nachdem, welches Rechenmodell man verwendet.

Sicher ist nur eins: Es wird wärmer. Die durchschnittliche Temperatur an der deutschen Ostseeküste wird bis Mitte des 21.Jahrhunderts um 0,9 bis 2,8 Grad steigen (verglichen mit den Mittelwerten des Zeitraums 1961 bis 1990). Die Zahl der Tage, an denen es mindestens 30-Grad heiß wird, kann um bis zu 15 höher sein - vielleicht aber auch-unverändert bleiben. Ähnlich sieht es mit der Zahl der Nächte aus, in denen es nicht kühler als 20 Grad wird.

Um 12 bis 42 abnehmen wird die Zahl der Tage, an denen die Temperatur unter Null sinkt, an vier bis 34 Tagen weniger wird es kontinuierlich frieren. Der letzte Frosttag im Jahr wird im Jahr zwischen neun und 24 Tagen kommen.

     “Was, wenn die Ostsee zu warm wird? ”

Aber Kirchhoff freut sich trotzdem nicht über die Erwärmung, als Privatperson nicht, aber auch nicht als Kurdirektor. Travemünde mit Touristen zu füllen, bis nichts mehr geht- das ist nicht das Modell, das er verfolgt. Schon deshalb, weil er die Abhängigkeit von der Hauptsaison reduzieren will. „Wir wollen kein Bettenwachstum", sagt Kirchhoff, „auch nicht mehr Tagesgäste sondernQualität. " Am besten seien witterungsunabhängige Angebote, die über das ganze Jahr Touristen anziehen. Selbst dann, wenn man in der Ostsee nicht baden kann, wie sie zu kalt ist.

     Oder zu warm. Denn auch das kann passieren, und es macht Kirchhoff auf lange Sicht Sorgen. „Wir leben von der Ostsee", sagt er, „und die Ostsee ist ein Kaltwassermeer. In sehr heißen Sommern hatten wir schon Algenprobleme und wenn die Ostsee über 22 Grad kam, hatten wir auch schon Badeverbote.

     Erderwärmung bringt Hochwassergefahr

Das Wasser wird aber nicht nur wärmer werden es wird auch steigen. Alles, was jetzt am Meeresufer gebaut wird, muss nicht mehr nur 2,50 Meter sondern 3,50 Meter über dem Wasser liegen. Kirchhoff nennt als Beispiel den neuen Promenadensteg am Grünstrand. Und die ganze TravePromenade ist massiv gefestigt.

     Ein Sperrwerk für Travemünde ?

Irgendwann in ferner Zukunft könnte auch das nicht mehr reichen. In den letzten 100 Jahren ist der Meeresspiegel um 17 Zentimeter gestiegen. Die gängigen Szenarien gehen bis 2100 von einem bis 1.20 Meter aus-vorausgesetzt, der CO2- Ausstoß bleibt wie bisher. Aber wenn die ganzen Eisschilde schmelzen, können es auch bis zu zwei Meter sein“, sagt Elke Kruse. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer.

     Wenn dann noch eine Sturmflut und ein Wolkenbruch dazukommen, schlimmstenfalls gleichzeitig, wird nicht nur Travemünde vieles unter Wasser stehen, sondern auch an anderen niedrig gelegenen Orten in Flussnähe, sei es in Kücknitz sondern an der Obertrave.

     Vielleicht, sagt Elke Kruse, werden irgendwann entlang der Trave Schutzwände oder Deiche nötig. Denkbar ist für die ferne Zukunft sogar ein neues Großprojekt an der Travemündung:“ Wir werden im Rahmen eine Frochungsprojektes auch das Thema Sperrwerk diskutieren