Tonnenschwere Last: Die Anker der „Passat“ müssen umziehen

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Es war eine spektakuläre Aktion auf der Viermastbark „Passat“ gestern Vormittag. Weil auf dem Vorderdeck des Museumsschiffs im Rahmen einer Sanierung neue Planken verlegt werden sollen,mussten die darauf montierten Aufbauten und andere Teile entfernt werden: zwei jeweils vier Tonnen schwere Anker, sechs Doppelpoller, der eineinhalb Tonnen schwere Ankerarm, die Ankerrutsche und das Geländer, insgesamt etwa 15 Tonnen Material. Federführend für die Aktion war der Bereich Schule und Sport der Stadt Lübeck. Im wahrsten Wortsinn mit im Boot waren die Lübeck Port Authority (LPA], und der Fährbetrieb sowie das Travemünder Unternehmen Tiedemann. „Wir haben mit unserer Barkasse einen Stelzenponton zur ,Passat' gezogen, auf dem die Aufbauten erst einmal platziert werden" erläuterte Holger Jahr LPA Gebietsleiter für Travemünde. Der Stadtverkehr stellte die Autofähre „Pötenitz" zur Verfügung, die neben dem Ponton festmachte. Das Fährschiff war ideal für die Aktion, denn das Deck bot ausreichend Platz für den Tiedemann-Kran.

Nachdem die Geländer zu beiden Seiten des „Passat“ - Decks entfernt worden waren, kam der erste Anker an die Reihe. Es dauerte nicht lange, bis der Vier-Tonnen-Koloss auf dem Ponton lag. Mittlerweile hatten es sich auf den Bänken an der Priwallpromenade etliche Spaziergänger gemütlich gemacht, verfolgten das Geschehen mit großem Interesse und knipsten Fotos mit ihren Hadys. Nachdem der Ankerarm und die Poller gehoben waren, wurde der zweite Anker gelichtet und vorsichtig neben seinem „Zwilling“ auf den Stelzenponton gelegt.

Die Aktion war damit aber noch nicht beendet: Die Barkasse zog den Ponton zum Kranplatz am Passathafen. Die Anker und anderen Aufbauten wurden auf einen Lkw gehoben, der sie zu einem wenige Hundert Meter entfernten Außenlager des Hafens an der Mecklenburger Landstraße brachte. Dort bleiben sie bis zur fertigen Restaurierung der „Passat“ . Die Arbeiten am Vorderdeck starten in den nächsten Tagen. Die alten Planken werden herausgerissen und durch neue aus Oregon-Pine-Holz ersetzt. Vorher wird über das Deck zum Schutz vor Regen ein Zelt aufgebaut.

Eigentlich sollte das Museumsschiff bereits am 1. April zur Besichtigung geöffnet werden, doch wegen Corona wurde der Termin verschoben. Am heutigen Dienstag, 1. Juni, ist es nun aber so weit: Bis zum 14. September kann die „Passat" einschließlich der Ausstellungsräume täglich von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden, ab 15. September täglich von 10.30 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet fünf Euro, Kinder zahlen 2,50 Euro

Viermastbark „Passat

Die Viermast-Stahlbark wurde 1911 gebaut, als Frachtsegler und Segelschulschiff eingesetzt und 1957 außer Dienst gestellt. Zwei Jahre später kaufte die Stadt Lübeck das Schiff. Seit 1960 liegt die „Passat“ als Museumsschiff am Priwall.

Als sie 1978 unter Denkmalschutz gestellt wurde, befand sie sich in einem schlechten Zustand. sodass sich 1979 der Verein „Rettet die Passat“ gründete. Dazu kam 1991 eine gemeinnützige Stiftung.

Die Materialkosten für die bisherigen und aktuellen Sanierungen werden vom Verein übernommen. Für das bereits fertige Achterdeck zahlte er 90 O00 Euro, für das Hauptdeck 120 000 Euro. Die jetzt anstehende Sanierung des Vorderdecks schlägt mit 50 000 Euro zu Buche.