Priwall: Protest gegen Wohncontainer

Die Handwerkskammer (HWK) Lübeck, die die Bildungsstätte betreibt, steht den Plänen Hollesens offenbar aufgeschlossen gegenüber. „Wir haben von der Stadt eine Anfrage zur Errichtung von Wohncontainern erhalten und unsere Bereitschaft zu einer Prüfung erklärt", sagt HWK-Sprecherin Anja Schomakers.

Auch die Stadt Lübeck signalisiert Zustimmung zur Containerlösung. „Auf dem Priwall gibt es einen hohen Bedarf an Kleinwohnungen, bezahlbarem Wohnraum für im Tourismus Beschäftigte ", sagt Sprecherin Nicole Dorel. Diese sollen in den Gebäuden beziehungsweise auf den Flächen des ehemaligen Priwall-Krankenhauses entstehen. In der Zwischenzeit seien temporäre Lösungen unverzichtbar. Containerpläne stoßen bei Priwallbewohnern nicht gerade auf Begeisterung. „Menschen in Wohncontainern unterbringen? lm Jahr 2021? Sind wir den im Nachkriegszustand, wo es keine ordentlichen Wohnungen gibt?”, fragt Johanna Rosenwald, die seit vielen Jahren auf der Halbinsel lebt. Die Anwohner in der Wiekstraße hätten Besseres verdient als Wohncontainer in ihrer Nachbarschaft. Die Straße sei bereits jetzt vollgeparkt. „Und was ist mit den Fähren? Wie viel mehr Verkehr können die vertragen, bis wir alle nur noch im Stau stehen?“

Priwallbewohnerin Heike Spiegelberg beobachtet schon lange den Bau von neuem Wohnraum auf der Halbinsel. Sie ist skeptisch: „Ich glaube nicht, dass die alten Klinikgebäude zu Wohnungen ausgebaut werden. Das wird sich bei der alten Bausubstanz nicht mehr lohnen."

Das Gelände an der Mecklenburger Landstraße sei ein „Sahnegrundstück, das ein Investor bis zum Anschlag vollbauen wird ". Wenn dann noch das Grundstück der Berufsschulen bebaut werde, müsse auf dem Priwall mit Hunderten zusätzlichen Menschen plus deren Autos gerechnet werden. „Alle werden dann in der Schlange vor der Fähre stehen."

Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, weist darauf hin, dass für die Ferienanlage Beach Bay im Bebauungsplan der Stadt der Bau von Personalwohnungen festgelegt worden sei. „Es wurden aber weitere Ferienwohnungen erstellt." Der Bau von Wohncontainern werde von der Bewohnergemeinschaft abgelehnt. Erdmann befürchtet unter anderem, dass es Konflikte mit den Teilnehmern der Bildungsstätte sowie der benachbarten Seemannsschule geben könne und erinnert daran, dass es von Anwohnern seit einiger Zeit massive Beschwerden über Lärmbelästigung gebe.

Schnelle Lösung für Raumprobleme

Containergebäude werden aus einzelnen Containern in sogenannter Raumzellen-bauweise zusammengefügt. Die Größe der Gebäude kann mehrere Stockwerke umfassen.Sie werden unter anderem von Schulen, anderen öffentlichen Ein-richtungen. Krankenhäusern, für Flüchtlingsunterkünfte sowie von privaten Unter-nehmen genutzt, vor allem, wenn es darum geht, eine schnelle und temporäre Lösung für ein akutes Raumproblem zu finden. Deshalb sind Containergebäude in der Regel nicht als Dauerlösung gedacht. Oft werden sie nach kurzfristiger Nutzung wieder abgebaut, aber manchmal bleiben sie über viele Jahre stehen, auch deshalb, weil das Geld für eine „feste“ Lösung fehlt. Die einzelnen Module können woanders wieder eingesetzt werden.