Verkehrskonzept für Travemünde

Von Thomas Krohn

Travemünde.

Sie beobachten die Entwicklung im Seebad mit großer Sorge: Vereine und Verbände aus Travemünde und Lübeck fordern in einem Aufruf an Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) die Entwicklung eines schlüssigen Verkehrskonzepts für Travemünde und mahnen eine zügige Umsetzung an. Kritikpunkt ist unter anderem das Fehlen einer zweiten Haupterschließung. Bemängelt wird Zudem, dass die Stadt die Bürger zu wenig beteilige.

Hinter der Forderung steht eine starke Gemeinschaft - acht Vereine und Verbände mit insgesamt mehr als 1800 Mitgliedern. „ In den letzten Jahren haben viele Travemünder Bürger den Eindruck gewonnen, dass die von der Lübecker Stadtverwaltung geplanten und umgesetzten verkehrspolitischen Maßnahmen im Ort widersprüchlich und nicht immer zielführend waren", sagt Günther Frings, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Travemünde. Frings stellt fest, dass das Seebad wachse - durch mehr Einwohner und mehr Touristen. Die Zahl der Urlauberübernachtungen sei von 2015 bis 2019 um 59 Prozent gestiegen, die Bettenzahl innerhalb von zehn Jahren um 68 Prozent. Dazu kämen die im Bau befindlichen Quartiere am Baggersand und am Fischereihafen sowie die geplanten Neubauprojekte Neue Teutendorfer Siedlung, Howingsbrook und Ostseestraße.

Die Infrastruktur, insbesondere im Verkehrsbereich, sei jedoch nicht mitgewachsen. Frings: „Ein schlüssiges Gesamtverkehrskonzept fehlt. ”Klaus Lemke, Vorsitzender des Yacht-Clubs Travemünde, schlägt in die gleiche Kerbe: „Überall wird neu gebaut, und die Stadt tut seit vielen Jahren nichts für die Infrastruktur." Deutlicher Kritikpunkt der Vereine ist das Fehlen einer zweiten Haupterschließung von der Bundesstraße 75 ins Travemünder Zentrum. Die Stadt solle unverzüglich mit der von ihr im vorigen Jahr angekündigten vertiefenden Untersuchung beginnen, lautet eine der Forderungen. Philipp Elsner von der Siedlergemeinschaft bringt eine neue Idee ins Spiel und fragt: „Warum ist eine Erschließung über die Travemünder Landstraße parallel zum Hafengelände nicht möglich, wenn es denn über den Hafen nicht geht? Platz genug wäre dort eigentlich. Da ist vielleicht noch nicht weit genug gedacht worden. "

Die Lübecker Hafengesellschaft (LHG) als Betreiber lehnt nach wie vor öffentlichen Straßenverkehr über das Gelände aus Sicherheitsgründen ab. Sabine Steglich von der Interessengemeinschaft Ivendorf befürchtet eine erhebliche Zunahme des Schwerlastverkehrs auf der Ivendorfer Landstraße, wenn mit den Arbeiten am Baggersand und am Fischereihafen begonnen wird:„Das wäre hoch brisant für unseren Ortsteil."

Frank Schärffe, Geschäftsführer des Lübecker Yachtclubs und der Travemünder Woche, bemängelt die umständliche Zuführung zum Priwall;, Man muss jetzt einen riesigen Bogen fahren, um zum Fähranleger zu kommen." Dies betreffe nicht nur Bewohner und Urlauber, sondern im Sommer auch die vielen Teilnehmer der Regatten, die auf der Halbinsel untergebracht sind.

Eckhard Erdmann Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, betont, dass eine neue Verkehrsführung nicht zu Lasten der Innenstadt gehen dürfe. Und zur Fährproblematik: „Was nützt mir eine schöne Verkehrsführung, wenn es mit der Fähre nicht klappt?

Als ersten Schritt in Richtung Gesamtverkehrskonzept schlagen die Vereine vor, die zu erwartenden Verkehrsmengen auf der Basis des Bestands sowie der im Bau befindlichen Quartiere und der aktuell geplanten Siedlungen zu ermitteln. Eine Verkehrsplanung solle auch die künftige Bahnverkehrstaktung einschließen und unter Beteiligung der Travemünder Bürger entwickelt werden. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit sei in der Vergangenheit zu kurz gekommen.

„Erst danach sollte mit der Bebauung der geplanten neuen Quartiere begonnen beziehungsweise eventuelle neue Baupläne diskutiert werden". Eine Antwort des Bürgermeisters steht noch aus.

Diese Vereine stehen hinter der Forderung.

Acht Vereine und Vebände mit insgesamt mehr als 1800 Mitgliedern stehen hinter der Forderung an die Stadt Lübeck, ein Gesamtverkehrskonzept für das Seebad zu entwickeln.

Die stärkste Gemeinschaft ist der Lübecker Yacht-Club, der etwa 800 Mitglieder in seinen Reihen zählt. Dazu kommen die Gemeinschaft der Priwallbewohner (300 Mitglieder), die Siedlergemeinschaft Travemünde (250), der Verein Rettet die Passat (230), der Schulverein Stadtschule Travemünde (100), der Yachtclub Fischereihafen Travemünde (80), die Interessengemeinschaft lvendorf (30) und der Yacht-Club Travemünde (25).