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"Wenn die Baugenehmigung da ist. buddeln wir wie verrückt“ - LN 27.09.15 -

8 Jahre 6 Monate her - 8 Jahre 6 Monate her #728 von Erdmann Eckhard
"Wenn die Baugenehmigung da ist. buddeln wir wie verrückt“
Sven Hollesen, Chef von Planet Haus, spricht über Priwall-Waterfront, das bestehende Gebäude-Ensemble, die angedrohte Klage der Projektgegner - und Champagner.


Lübecker Nachrichten: 27.09.2015

Die Bürgerschaft hat am Donnerstagabend mit großer Mehrheit Baurecht für Ihr Millionenprojekt Priwall- Waterfront beschlossen. Haben Sie einen Schampus geöffnet?
Sven Hollesen: Ja natürlich, das habe ich oft getan

LN: Das haben Sie bei diesem Verfahren schon oft getan?
Hollesen: Bevor man den endgültigen Beschluss bekommt, muss man viele Teilerfolge erzielen. Ich habe mehrere Flaschen Champagner in meinem Keller liegen. Aber ich musste auch viele Rückschläge einstecken.

LN: Sie haben 2006, also vor neun Jahren, erstmals das Projekt Öffentlich vorgestellt. Wann haben Sie damals mit grünem Licht gerechnet?
Hollesen: Normalerweise dauert ein Ferienhausprojekt ein bis zwei Jahre. Damals habe ich geglaubt, es wird hier zwei bis vier Jahre dauern.

LN: Gab es einen Zeitpunkt, zudem Sie gedacht haben, das wird nichts mehr?
Hollesen: Natürlich. Es gab frustrierende Situationen. Nicht nur für mich. Auch für die Verwaltungsspitze und für viele Politiker, die gern die über 100 000 Euro pro Monat für ihre Stadt vereinnahmen möchten.

LN: Welche 100 000 Euro?
Hollesen: Aus der Kurabgabe und aus den touristischen Umsätzen.
Da ist die Tourismusabgabe oder Bettensteuer noch nicht eingerechnet.

LN: Wie geht es jetzt konkret weiter?
Hollesen: Spaten statt Bleistift. Wir müssen jetzt für jede Maßnahme Baugenehmigungen einholen.

LN: Wenn Sie am 12. Oktober Grundsteinlegung feiern, heißt das nicht, dass am nächsten Tag der Bagger rollt?
Hollesen: Wenn meine erste Baugenehmigung vorhanden ist, dann buddeln wir wie verrückt. Wir starten mit der Promenadenvilla Nummer 3.

LN: Warum dort?
Hollesen: Die drei Villen nördlich der „Passat“ bilden unseren ersten Bauabschnitt. Villa Nummer 1 ist unterkellert, da kommt ein großes Restaurant hinein. Daran arbeiten die Planer noch fleißig. Eine Musterwohnung wird in Villa Nummer 3 eingerichtet, um potenzielle Käufer einzuladen. Eine zweite Musterwohnung entsteht detailgetreu in der Halle 2, in der auch die Ostseestation, der Hafenmeister und eine Flüchtlingswohnung sind. Damit fangen wir in den nächsten Tagen an. Das wird unser Showroom.

LN: Wenn Sie 2018 fertig sind, wird der Priwall nicht mehr derselbe sein, Kritiker warnen vor einem touristischen Einheitsbrei. Hollesen: Das ist Quatsch. In den Feriendörfern sieht man, wie sanfter Tourismus umgesetzt wird. Wenn wir fertig sind, gibt es mehr Dünen als jetzt. Kein Mensch, der denken kann, findet das bestehende Gebäude-Ensemble schön. Als wenn jemand vergessen hat, hier etwas zu tun. Wir bauen an diesem Standort Kult.

LN: Kult?
Hollesen: Ja, wir bauen eine Mikrobrauerei und besondere Restaurants. Wir werden auf dem Priwall Kultstatus erreichen.

LN: 2008 haben Sie die Grundstücke gekauft. Mit Baurecht wird die Summe fällig. Wie viel blättern Sie auf den Tisch?
Hollesen: lm Dezember 2007 habe ich die Grundstücke gekauft. lm Januar 2008 wurde mein Kaufvertrag von der Bürgerschaft beschlossen, jetzt werden die Gelder fällig, die seit langem auf dem Konto bei der Sparkasse zu Lübeck stehen. 6,7 Millionen Euro zahle ich an die Stadt für beide Teilabschnitte, also inklusive Kohlenhofspitze und Kohlenhof-Kai.

LN: Sie und Martin Aye wollen zusammen Tagungsräume erstellen.
Dafür zahlen Sie eine Million Euro aus Ihrem Privatvermögen.
Hollesen: Ja, ich habe Martin Aye ins Boot geholt. Diese Tagungseinheit finanzieren wir je zur Hälfte.

LN: Investor scheint ja ein ziemlich lukrativer Beruf zu sein. Ist dem auch wirklich so?
Hollesen: Ich bin seit 35 Jahren in der Branche tätig, ich habe 8400 Wohneinheiten gebaut. Wenn ein paar Euro pro Einheit übrig bleiben und man nicht alles in Champagner investiert, dann hat man das Geld. Ich stecke zusätzlich 2,5 Millionen Euro aus meinem Privatver-
mögen in das Gesamtprojekt.

LN: Wie genau wird das Projekt finanziert?
Hollesen: Fertig gestellte Häuser werden von uns verkauft. Die Käufer stellen ihre Wohnungen für Urlauber zur Verfügung. Das ist das gleiche Modell wie bei den Feıiendörfern. Die Gesamtinvestition beträgt 126 Millionen Euro. Deshalb haben wir vier Projektgesellschaften gegründet, die einzelne Teilabschnitte erstellen. Sie kaufen die Grundstücke, erschließen die Grundstücke und errichten die Villen. Die Gelder aus den verkauften Wohnungen werden sofort wieder reinvestiert

LN: Ab 2018 planen Sie einen zweiten Teilbereich. Was umfasst der und braucht der auch wieder Baurecht?
Hollesen: Der zweite Teilbereich besteht aus dem Hotel an der Kohlenhofspitze und Eigentumswohnungen am Kohlenhof-Kai. Dafür brauchen wir einen ganz neuen Bebauungsplan für diesen Bereich. Wir werden mit der Stadt einen Aufstellungsbeschluss dafür erwirken

LN: Die Bürgerinitiative BIP wird eine Normenkontrollklage gegen den Satzungsbeschluss einreichen. Sind Sie sicher, dass der Beschluss vor Gericht Bestand hat?

Hollesen: Da bin ich sicher. Wenn nicht, entsteht nicht nur für uns, sondern vor allem für die Hansestadt ein riesiger ökonomischer Schaden. Auch die Gegner dieses Bauvorhabens sollten demokratische Beschlüsse akzeptieren.

Interview; Kai Dordowsky

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