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Lübecker Nachrichten 05.02.2015 Flüchtlinge: Schindler schließt Notunterkünfte nicht mehr aus

9 Jahre 2 Monate her #417 von Erdmann Eckhard
Lübecker Nachrichten 05.02.2015

Flüchtlinge: Schindler schließt Notunterkünfte nicht mehr aus
Turnhallen und leerstehende Schulpavillons könnten vorübergehend zu
Asylbewerberheimen werden. Auch Wohnungen am Stadtrand sind kein Tabu mehr.


700 neue Plätze für die Aufnahme von Flüchtlingen muss die Hansestadt in diesem Jahr schaffen. Hieß es nach dem Flüchtlingsgipfel vom 15. Januar noch seitens der Stadtspitze, dass das zuschaffen sei, rudert Sozialsenator Sven Schindler (SPD) jetzt zurück.
„ Ich kann nicht ausschließen, dass wir in diesem Jahr in unsere Notfall-Schublade greifen und Turnhallen sowie Schulpavillons in Betracht ziehen müssen", erklärte Schindler dem Sozialausschuss der Bürgerschaft. „Wenn in einer Woche plötzlich 55 Flüchtlinge Hauptbahnhof ankommen, dann bleibt uns nur noch die Notfall-Unterbringung“, sagte der Senator.

Üblich sind 20 bis 25 neue Asylbewerber pro Woche in Lübeck. Im vergangenen Dezember aber wurden 111 Menschen aus der zentralen Aufnahmestelle in Neumünster in die Hansestadt geschickt. Sie wurden in Hotels, Pensionen und einem Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes untergebracht. Schindler: „Wir wollen die Flüchtlinge auf keinen Fall nach Neumünster zurückschicken." Sven Schindler (Sozialsenator) dem Gelände der früheren Schule Moisling steht ein Pavillon, der seit längerem nicht mehr genutzt wird und als „befristeter Notüberlauf“ hergerichtet werden könnte, so Schindler. Die Menschen würden dort aber nur ein bis zwei Wochen bleiben.

Mit 1200 neuen Asylbewerbeinrechnet die Stadtverwaltung inzwischen. Problem: Die zentrale Aufnahmestelle in Neumünster platzt aus allen Nähten (die LN berichteten) und schickt die Flüchtlinge schon nach zwei Wochen in die Kreise und kreisfreien Städte. Ursprünglich sollten die Asylbewerber mehrere Wochen in Neumünster bleiben. Zugleich liegt die Verweildauer in den Lübecker Unterkünften bei elf Monaten. Solange dauert es, bis die Flüchtlinge in eigene Wohnungen umziehen können. Denn die Lage auf dem Wohnungsmarkt macht die Verteilung nicht leichter. Im Segment der preisgünstigen Bleiben ist der Markt eng. Laut Schindler benötigt Lübeck allein in diesem Jahr 250neue Wohnungen, in die die Asylbewerber umziehen können.

Auch ein weiterer, eherner Grundsatz der lübschen Asylpolitik soll aufgeweicht werden. Bislang setzt die Stadt auf Wohneinheiten in Quartieren, in denen es Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Arzte gibt, „Wir müssen auch nach Unterkünften schauen, wo diese Infrastruktur nicht besteht", kündigte der Senator an“. Wir müssen Kompromisse machen." Schindler denkt an Unterkünfte am Stadtrand, beispielsweise auf dem Priwall oder im Lübecker Süden, Auf dem Priwall verhandelt die Stadt mit dem Eigentümer der Immobilie in der Wiekstraße 9. Schon aus Gründen der gerechten Verteilung will Schindler diese Unterkunft mieten, denn Travemünde hat bislang noch kein Asylheim.

Die Sozialpolitiker machten abergleich klar, was nicht geht. „Wir wollen keine Zelte und keine Container“, erklärte Peter Petereit(SPD). Lübeck sei bisher vorbildlich mit den Flüchtlingen umgegangen. Petereit: „Andere Städte denken darüber nach, wie sie ihre Zelte beheizen sollen.“ Für die Linke gebe es Grenzen bei der Unterbringung, sagte die Fraktionsvorsitzende Antje Jansen. „Turnhallen gehen auf keinen Fall.“ Rolf Klinkel (Grüne) brachte die Aufstellung von Holzhäusern ins Gespräch. Anfang der 1990er Jahre habe die Hansestadt mit diesen Unterkünften auf die Flüchtlingswelle reagiert, erinnerte sich der Grünen-Politiker: „Damals war die Stimmung fremdenfeindlicher als heute. ” Zehn neue Planstelen braucht die Stadtverwaltung, um der Flüchtlingsströme Herr zu werden. Im März soll ein Flüchtlingskoordinator benannt werden .

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