Lübeck will neue Ausschreibung fürs Priwall-Krankenhaus: Abriss nicht mehr ausgeschlossen

Jetzt unternimmt die Hansestadt Lübeck erneut einen Versuch, auf dem Areal an der Mecklenburger Landstraße auf dem Priwall neuen Wohnraum zu schaffen. Ursprüngliche Auflagen wurden fast alle gelockert oder komplett gestrichen. Wichtigster Punkt dabei: Die Gebäude dürfen auch abgerissen werden, um auf dem Gelände neue Wohnungen zu errichten. Der Anteil von gefördertem Wohnraum soll allerdings mindestens 40 Prozent betragen.

Eigentums- und Ferienwohnungen bleiben ausgeschlossen
Vom Tisch sind auch andere Vorgaben, etwa die Verpflichtung, die Wohnungen ausschließlich an Beschäftigte aus der Gastronomie- und Tourismusbranche mit einer Mietpreisbindung zu vermieten. Und die im und am Gebäude nistenden Vögel und die Fledermausquartiere, für die eine artenschutzrechtliche Prüfung verlangt wurde, sowie die Erhaltung des ortsbildenden Baumbestands scheinen ebenso kein Thema mehr zu sein. Immerhin: Ausschließen will die Stadt nach wie vor den Bau von Eigentumswohnungen und Ferienimmobilien.

In einer Vorlage zur Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 12. Februar gibt die Stadt einen Sachstandsbericht. Die Ausschreibungsfrist für das Grundstück Mecklenburger Landstraße 41-47 endete am 1. November 2023. Zuvor war die Frist einmal verlängert worden, da während der ExpoReal Immobilienmesse in München im Oktober 2023 weitere potenzielle Interessenten angesprochen werden konnten, so steht es in der Verwaltungsvorlage.

Drei Interessenten, keine Angebote
Während der Ausschreibungsfrist haben mit drei Interessenten Gespräche stattgefunden. Nachfragen hätten sich unter anderem zur Bebaubarkeit der Fläche, einer gemischten Nutzung mit Eigentumswohnungen und einer Handelsansiedlung auf dem Grundstück ergeben.

Alle drei potenziellen Interessenten hätten in der Folge jedoch kein Angebot abgegeben, heißt es weiter. Als Begründung sei genannt worden, dass der Bedarf an Wohnraum speziell für die Zielgruppe Beschäftigte aus der Gastronomie- und Tourismusbranche in der Größenordnung nicht gesehen werde und das vorgeschlagene Mietmodell zu hohe Abstimmungsbedarfe und dadurch Verwaltungskosten verursachen würde. Vor allem die schlechte und unsichere ÖPNV-Anbindung und insbesondere der wochenlange Ausfall der Priwallfähre sei bemängelt worden, da die Beschäftigten ihre Arbeitsplätze nicht verlässlich erreichen könnten.

Priwall-Krankenhaus: Angebot fand so kein Interesse
Problematisch sei zudem, dass für das geplante Vorhaben keine Fördermittel abgerufen werden könnten, da der Kreis der Berechtigten bei einer Förderung nicht weiter eingeschränkt werden dürfe. „Insgesamt war das inhaltlich komplexe Angebot in der derzeitigen schwierigen baukonjunkturellen Situation nicht an den Markt zu bringen“, kommt die Verwaltung zu dem Schluss.

Nun also soll das Grundstück mit den veränderten Vorgaben erneut ausgeschrieben werden, nach den Vorstellungen der Stadt im 2. Quartal 2024. Gesucht werden jetzt ein Investor oder eine Investorengruppe für den Bau von Wohnraum zur Miete.

Auch Abriss der Gebäude soll möglich sein
Grundsätzlich soll ein Abbruch der Gebäude, die nicht unter Denkmalschutz stehen, möglich sein. Neubauten können nach dem Vorschlag der Verwaltung auf „leicht geänderten“ Baufeldern möglich sein, sodass die erforderlichen Kfz-Stellplätze, anders als ursprünglich geplant, auch auf dem Grundstück entstehen können. Eine Einschränkung der Zielgruppe soll es nicht geben.

Geplant ist ein Anteil von mindestens 40 Prozent geförderten Wohnens. Ein Bürgerschaftsbeschluss vom 28. März 2019 sehe zwar mindestens 30 Prozent vor, da aber der Anteil des geförderten Wohnungsbaus in Travemünde bei lediglich 2,5 Prozent liege, sollte ein höherer Anteil gefordert werden. Die touristische Nutzung soll weiterhin ausgeschlossen sein. Ob es beim ursprünglichen Kaufpreis von 120.000 Euro für die Gebäude bleibt, steht nicht in der Sitzungsvorlage.

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Öffentliche Ausschusssitzung am 12. Februar
Die Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Montag, 12. Februar, ist öffentlich. Sie beginnt um 16.30 Uhr im Großen Sitzungssaal (Haus Trave, 7. OG). Auf der Tagesordnung steht zum Thema Priwall-Krankenhaus auch ein Antrag der Unabhängige Volt-Partei, die möchte, dass das ehemalige Krankenhausgelände der Grundstücksgesellschaft Trave übertragen wird mit dem Ziel, die Gebäude zu preisgünstigen Wohnungen entsprechend einer Vorgabe der Stadtverwaltung umzubauen.

LN