Gegen das Park-Chaos: Priwall bekommt Travemünder Parkleitsystem

Urlauber und Tagesgäste, die den Priwall besuchen, kennen das Problem: Auf der Halbinsel sind Parkplätze Mangelware. Spätestens, seitdem die Stadt im Frühjahr 2022 das wilde Parken am Waldrand verhindert hat, indem sie entlang eines Abschnitts an der Mecklenburger Landstraße rot-weiße Pfähle mit Ketten aufstellte. Das stieß nicht überall auf Verständnis, weil damit die Parkmöglichkeiten auf dem Priwall deutlich reduziert wurden.

Noch gibt es auf dem Priwall lediglich ein Hinweisschild mit einem Richtungspfeil. Nach dem Anschluss an das Parkleitsystem Travemünde sollen Autofahrer auch über freie Parkplätze auf der Halbinsel informiert werden.

Noch gibt es auf dem Priwall lediglich ein Hinweisschild mit einem Richtungspfeil. Nach dem Anschluss an das Parkleitsystem Travemünde sollen Autofahrer auch über freie Parkplätze auf der Halbinsel informiert werden.
 
Stadt: Falschparker behindern Verkehrsfluss
Begründung der Stadt: Insbesondere an warmen Sommertagen parkten immer wieder in den Seitenräumen Fahrzeuge teilweise quer zur Fahrbahn. Dadurch komme es zu Verkehrsgefährdungen, weil oftmals vom fließenden Verkehr nicht rechtzeitig in die Fahrbahn hineinragende Stoßstangen oder Anhängerkuppeln wahrgenommen würden. Darüber hinaus führe auch das Ausweichen um diese Fahrzeuge herum zu Behinderungen des Verkehrsflusses.
 
Aus diesen Gründen sehe sich die Straßenverkehrsbehörde gehalten, das dortige widerrechtliche Parken auch baulich zu unterbinden. Eine Entspannung der Parksituation auf dem Priwall sei im Frühjahr nach der Fertigstellung des neuen Parkhauses zu erwarten.
Bevor entlang der Mecklenburger Landstraße Pfähle aufgestellt wurden, standen Autos fast direkt im Wald.
Bevor entlang der Mecklenburger Landstraße Pfähle aufgestellt wurden, standen Autos fast direkt im Wald.
 

Das war allerdings nicht der Fall. Im April 2022 eröffnete das Hotel Slow Down am Dünenweg ein Parkhaus mit 280 Plätzen. Das ist gut gebucht mit Dauermietern. Doch die eigentlich günstige Tagesgebühr von zehn Euro wollen etliche Priwallbesucher offenbar nicht zahlen. Stattdessen erhielten sie von der Ordnungsbehörde, wenn sie in der ausgewiesenen Halteverbotszone in den Straßen der Beach Bay ihr Auto parkten, ein Ticket über 25 Euro.

Dynamische Tafeln mit vielen Informationen
Nun also soll es ein Parkleitsystem auch auf dem Priwall geben, angeschlossen an das in Travemünde. Und es soll für Entspannung sorgen. Im Seebad wird zurzeit an der Ortseinfahrt an der B 75 sowie an anderen Verkehrsknotenpunkten auf digitalen Anzeigetafeln auf freie Parkplätze sowohl in der Altstadt als auch in Strandnähe hingewiesen. Auch direkt an den Parkplätzen und Wohnmobilstellplätzen stehen Tafeln mit entsprechenden Informationen.

Auf dem Priwall und in Travemünde werden zurzeit Fundamente für neue Schilder gebaut. Die „dynamischen“ Tafeln sollen nicht nur über freie Parkplätze informieren, sondern auch Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen geben, sagt Ralph Bruns, Bereichsleiter Projektentwicklung und Parken der KWL.

In Travemünde sollen am Teutendorfer Weg und in der Travemünder Landstraße zusätzliche Schilder aufgestellt werden, die die freien Wohnmobil- und Pkw-Stellplätze auf dem Priwall anzeigen. „Dadurch werden nicht notwendige Fahrten mit der Fähre verhindert“, sagt Bruns. Auf dem Priwall soll es an der Mecklenburger Landstraße ein großes Schild geben, das ebenso wie in Travemünde die freien Plätze anzeigt und zusätzlich über Veranstaltungen informiert.

Parkhaus wird ins System eingebunden
Und welche Parkplätze auf dem Priwall werden in das Parkleitsystem eingebunden? Das Areal an der Pötenitzer Wiek mit 30 Plätzen, auch das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Parkhaus der Ferienanlage Beach Bay am Dünenweg mit etwa 280 Plätzen sowie der Wohnmobilstellplatz an der Mecklenburger Landstraße mit 35 Plätzen. Die nicht offiziellen Parkmöglichkeiten auf den Grünstreifen, die von der Stadt nur geduldet werden (dort gibt es kein „Ticket“) sowie die asphaltierten Plätze an der Landstraße gehören nicht dazu. „Dafür müssten zusätzliche Sensoren verbaut werden“, sagt Bruns.

Auch das Parkhaus Beach Bay am Dünenweg soll in das Parkleitsystem eingebunden werden.

Auch das Parkhaus Beach Bay am Dünenweg soll in das Parkleitsystem eingebunden werden.
 

Die KWL verspricht sich von der Einbindung des Priwalls in das Parkleitsystem Entspannung auf der Halbinsel. „Auch in Zeiten elektronischer Wegeführung ist ein Parkleitsystem ein wichtiges Instrument, um die Autofahrer zu den freien Parkplätzen zu leiten und dadurch den Parksuchverkehr zu verringern“, sagt Ralph Bruns. Parkmöglichkeiten auf dem Priwall, wie das Parkhaus Beach Bay, seien vielen Lübeckern noch nicht bekannt und böten zu Stoßzeiten noch Kapazitäten. Durch die Aufnahme des Priwalls in das Parkleitsystem werde die verkehrliche Situation in der Saison und zur Travemünder Woche etwas entspannt und dem zunehmenden Parkdruck begegnet.

Was ist die KWL?

Die KWL GmbH (die Abkürzung KWL steht für Koordinierungsbüro Wirtschaft in Lübeck) wurde 1973 gegründet. Sie ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Hansestadt Lübeck. Ihre Aufgabe besteht darin, die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Gebiet der Hansestadt zu fördern. Unter anderem soll sie Grundstücke kaufen, verkaufen, erschließen und sanieren, Gebäude errichten, modernisieren, selbst bewirtschaften und verwalten sowie Unternehmen bei Bauvorhaben betreuen. Zudem ist die KWL mit dem Bau, Betrieb sowie An- und Verkauf von Parkflächen für die Stadt betraut. Der Aufsichtsrat der KWL setzt sich aus Vertretern der Gesellschafter sowie aus Politikern der Fraktionen der Lübecker Bürgerschaft zusammen.

Priwallverein fordert mehr Kontrollen durch die Stadt
Das Vorhaben stößt auf dem Priwall allgemein auf Zustimmung. Beach-Bay-Managerin Astrid Kantim sagt: „Wir freuen uns sehr über das Parkleitsystem und hoffen, dass damit auch unser Parkhaus verstärkt in Anspruch genommen wird und die Orientierung für unsere Gäste leichter wird.“ Vielleicht würde damit auch das Wildparken in der Beach Bay verhindert oder zumindest reduziert werden.

Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, hofft: „Der Parksuchverkehr auf dem Priwall kann damit gelenkt werden.“ Er gibt jedoch zu bedenken: „Eine Kehrseite der Medaille könnte sein, dass das Parkleitsystem zusätzliche Verkehre auf den Priwall zieht.“ Die Verwaltung sei gefordert, den Parksuchverkehr zu kontrollieren und vor allem Ordnungswidrigkeiten zu ahnden.

LN