Travemünde. Das Grillen in Travemünde wird mehr und mehr zum Reizthema. Während der jüngsten Sitzung des Ortsrats am Mittwochabend im Gesellschaftshaus kam es zu einem lautstarken Disput zwischen Barbara Schwarz (Grüne), anderen Ortsratmitgliedern und Besuchern. Vorsitzender Thomas Thalau (CDU) entriss der Grünen das Mikrofon und erteilte ihr Redeverbot.
Travemünder Grünstrand: Dauerstreit ums Grillen
Doch der Reihe nach. Grillen auf dem Grünstrand in Travemünde. Seit dem Super-Sommer 2018, als Massen von Tagesurlaubern in das lübsche Seebad einfielen, um auf der Liegewiese zu campieren, zu feiern und zu grillen, gibt es Ärger. Anwohner beschwerten sich über eine extreme Geruchsbelästigung, Straßen und Zufahrten wurden zugeparkt, die Stadt musste nach zahlreichen Protesten aktiv werden. Der Kurbetrieb erarbeitete ein Konzept, das ein Grillverbot auf dem Grünstrand in diesem Jahr vom 15. Juni bis 31. August vorsieht und das von der Politik abgesegnet wurde. Vier Wochen nach dem Inkrafttreten der Verordnung wurden im Ortsrat Travemünde die ersten Erfahrungen diskutiert. Fazit: Die Maßnahme zeigt offenbar Wirkung. Allerdings hat sich das Problem verlagert, denn auf dem nur wenige hundert Meter entfernten Hundestrand am Brodtener Ufer wird jetzt mehr gegrillt als je zuvor.
Das stößt vor allem Hundebesitzerinnen und -besitzern aus Travemünde sauer auf, wie während der teilweise hitzig geführten Diskussionen deutlich wurde. Zuvor hatte Kurdirektor Uwe Kirchhoff berichtet, dass die ersten Erfahrungen mit dem Grünstrand-Grillverbot „sehr positiv“ seien. Durch die Verstärkung des Wachdienstes sei das Verbot „gut im Griff“. Jedoch habe eine Abwanderung zum Hundestrand stattgefunden. Kirchhoff: „Man muss darüber nachdenken, ob das sinnvoll ist.“ Und: „Wir sind aber insgesamt auf einem guten Weg.“
„Ich fühle mich mit meinem Hund vertrieben“
Das sehen etliche Hundehalter offenbar ganz anders. Eine Travemünderin beklagte: „Ich fühle mich mit meinem Hund am Hundestrand vertrieben. Wir werden dort von Grillern teilweise beschimpft und bedroht.“ Der Hundestrand sei die einzige Freilauffläche, die den Hundebesitzern jetzt auch noch genommen werde. Corinna Block-Brietzke von der Hundelobby Travemünde kritisierte, dass Strandbesucher, die grillen wollten, von Ordnungsamtsmitarbeitern vom Grünstrand zu Hundestrand geschickt würden. Eine andere Hundehalterin schlug vor, einen Teil des Hauptstrands als Hundestrand auszuweisen.
Obwohl aus der Versammlung heraus niemand behauptete, das Grillproblem sei durch fremdländische Besucher entstanden, warnte Barbara Schwarz, Vertreterin der Grünen im Ortsrat, vor Rassismus. Es seien eigentlich nur wenige ausländische Mitbürger, die zum Grillen nach Travemünde kämen. Sie habe mit vielen von ihnen gesprochen und festgestellt, dass sie das Grillen eigentlich nicht gut fänden. Der Beitrag von Schwarz brachte den Ortsratsvorsitzenden Thomas Thalau (CDU) auf den Plan. Er entriss der Grünen das Mikrofon mit den Worten „Hier im Raum sind keine Rassisten“ und forderte eine Entschuldigung, die diese jedoch ablehnte. Ein Besucher sprang auf und empörte sich darüber, dass Thalau Schwarz einfach das Wort verbat: „Das dürfen Sie gar nicht!“ Ein anderer verließ unter lautstarkem Protest den Saal. Nach den teilweise tumultartigen Szenen beruhigten sich die Gemüter jedoch schnell wieder.
Auch Parken in der Kaiserallee ein Problem
Bürgerschaftsmitglied Jochen Mauritz (CDU) kündigte an, im August in den politischen Gremien erneut einen Antrag auf ein ganzjähriges Grillverbot sowohl auf dem Grünstrand als auch auf dem Hundestrand zu stellen. Im Mai hatte der Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung einen gleichlautenden Antrag abgelehnt. Ortsratsmitglied Dörthe Sielmann (CDU) wies darauf hin, dass in der am Grünstrand verlaufenden Kaiserallee nach wie vor verbotswidrig geparkt werde und Kinder auf der Straße spielten. Zudem kritisierte sie, dass sowohl auf dem Strand als auch auf dem Spielplatz wild gezeltet werde. „Warum ist der Ordnungsdienst um 22 Uhr weg?“, fragte sie.
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.