Priwall: Immer noch kein WLan am Strand

Die mit einer Investition von etwa 180 Millionen Euro errichtete Ferienanlage Beach Bay und die neue Priwallpromenade für immerhin 12,15 Millionen Euro versperren ein bisschen den Blick auf das, was dahinter liegt, wo kaum etwas verändert wurde und wo zurzeit offenbar auch nicht viel passiert. Der Priwall, besser gesagt, seine infrastrukturelle Entwicklung, ist vom Strand am Anlieger der Personenfähre bis zur Landesgrenze irgendwie stehengeblieben. Bewohner und Urlauber kritisieren: Die Beach Bay ist fertig, um andere Neuerungen oder Verbesserungen wird sich nicht mehr gekümmert.

Kostenlose WLan seit 2019 versprochen

Ein Beispiel: Zur Saison 2019 wurde die Strandgebühr für den Priwall um 100 Prozent erhöht. Begründung des Kurbetriebs damals: Der Service sei derselbe wie am Kurstrand in Travemünde. Es gebe keinen Unterschied mehr. Für 2019 wurde ein kostenfreies WLan, wie bereits in Travemünde vorgehalten, versprochen. Allerdings: Das kam nicht, auch nicht 2020.

Kaum noch Gastronomie am Seeweg

Zweites Beispiel: Entlang der Strandpromenade in Travemünde gibt es mehr als ein halbes Dutzend Bistros und Restaurants. Auf dem Priwall entlang des Seewegs können sich Strandbesucher dagegen nur noch bei drei lmbissen mit Getränken und Speisen versorgen. Das Restaurant „Porto“ wurde vor etlichen Jahren geschlossen, das Gebäude verfällt zusehends. Der „Priwall-Treff", jahrzehntelang ein beliebter Anlaufpunkt, fiel 2018 dem Abrissbagger zum Opfer. Auf dem Grundstück wurden drei Ferienhäuser gebaut. In einem anderen Gebäude am Seeweg 86, das einst einen Kiosk beherbergte, sind Werkstätten eingerichtet. Die letzte Imbissstation etwa 500 Meter vor der Landesgrenze ist „Jutta's Eck".

Wolfgang (76) und Traute (79) Rambau aus Groß Grönau, die seit vielen Jahren ein Wochenendhaus auf dem Priwall besitzen, sind sauer. Sie bekommen zusammen mit dem Jahreskurkarten-Bescheid ein Gäste-WLan-Ticket, das sie zwar irı Travemünde, aber nicht im Bereich der Siedlung auf dem Priwall nutzen können. Wolfgang Rambau: „Dieser Zustand besteht schon seit Jahren." Um überhaupt einmal zu telefonieren oder im Internet surfen zu können, geht er ein paar Meter hinter seinem Haus auf die Düne oder an den Strand. Doch auch dort muss er auf seinem Smartphone oft lesen: „Kein Netz".

Die Gemeinschaft der Priwallbewohner weist bereits seit geraumer Zeit auf den fehlenden Gehweg zwischen der Straße Meeresrauschen und der Landesgrenze hin. Spaziergänger müssten entweder auf einem Trampelpfad laufen, der vor allem in den Sommermonaten von Autos zugeparkt ist, oder auf die vor allem in der Saison viel befahrene Mecklenburger Landstraße ausweichen. Vereinsvorsitzender Eckhard Erdmann klagt: „In einer Vorlage für die Bürgerschaftssitzung am 25. März wurde auf den Missstand nicht konkret eingegangen, sondern lediglich auf eine mittelfristig mögliche Umgestaltung der Mecklenburger Landstraße verwiesen. "

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Teil-WLan soll zur Saison 2021 kommen,zumindest für Strandbesucher, die sich in der Nähe des DRK-Wachturms aufhalten, soll noch zur Saison

2021 eine WLan-Versorgung eingerichtet werden. „Die Einrichtung eines Netzes am Priwallstrand hat sich in der Praxis aus verschiedenen Gründen komplexer gestaltet als ursprünglich angenommen. Wir haben jetzt aber einen geeigneten Standort gefunden ” , sagt Stadtsprecher Hansjörg Wittem. In Travemünde gebe es für Ostseecard-Inhaber bereits ein freies WLan im öffentlichen Raum am Kurstrand und am Priwallhafen.

Stadt: Zahlreiche neue Einkaufsmöglichkelten

Einen Mangel bei der Strandversorgung und eine Benachteiligung Priwall-Gäste sieht die Stadt nicht.

Wittern: „Das Angebot an anderen Stellen auf dem Priwall hat sich enorm fortentwickelt.“ ln den letzten Monaten seien im Bereich Beach Bay und an der Mecklenburger Landstraße bei Edeka zahlreiche neue Einkaufsmöglichkeiten entstanden. „Hier können sich Strandgäste mit Lebensmitteln versorgen."

Dass es am Priwallstrand ab dem Kiosk , Jutta's Eck bis zur Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern derzeit keine weiter Einkaufsmöglichkeit gebe, dürfte darin begründet sein, dass sich das der Wochenendhaussiedlung im Privatbesitz befinde. Beim Porto handele es sich um ein ehemaliges Erbbaurecht, das nach einer Räumungsklage zurück an die Hansestadt Lübeck gefallen sei und dessen Abwicklung andauere. Der Seeweg 86 sei ebenfalls ein Gewerbestück, das bereits veräußert sei.

Ob die neuen Eigentümer auf der Fläche den Betrieb eines Kiosks planen, sei der Stadt nicht bekannt Wittern: „Es wäre aus Sicht der Strandgäste natürlich zu begrüßen wenn in direkter Strandnähe vermehrt kulinarische Angebote vorhanden wären. " '