Der Flughafen Priwall war Lübecks Luftkreuz des Nordens
Moment mal – auf dem Flughafen Priwall? Richtig gelesen: Dort, wo heute das „Naturschutzgebiet Südlicher Priwall“ einer Vielzahl von Tieren, darunter Zugvögeln in hoher Artenzahl, einen Lebensraum bietet, existierte im letzten Jahrhundert ein Flughafen. Mehr sogar noch, das Areal ermöglichte nicht nur herkömmlichen Flugzeugen die Landung, sondern besaß auch einen Wasserflughafen in der Pötenitzer Wiek. „Es war einst der größte kombinierte Wasser- und Landflughafen Deutschlands. Besonders in den späten 1920er-Jahren war der Flughafen Priwall bedeutender als der in Blankensee“, erklärt Rolf Fechner weiter, der das Buch Luftfahrt auf dem Priwall und Pötenitz verfasst hat.
Während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) diente der Flughafen zur Produktion von Kampfflugzeugen und Ausbildung von Piloten. Mit Kriegsende und dem danach beschlossenen Versailler Vertrag, der unter anderem das Verbot zur Herstellung von Flugzeugen in Deutschland beinhaltete, begann ab etwa 1921 der zivile Luftverkehr. Erst als das Pariser Luftfahrtabkommen von 1926 schließlich Lockerungen des Vertrags vorsah, hob die zivile Luftfahrt am Priwall regelrecht ab: Am 15. November 1927 eröffnete der größte kombinierte Wasser- und Landflughafen in Deutschland und wurde zum Luftkreuz des Nordens: mit Verbindungen nicht nur in den skandinavischen Raum, sondern bis nach Madrid, Moskau – sogar bis ins heutige Istanbul, das bis 1930 Konstantinopel hieß.
Die Autorinnen Annika Stahl (r.) und Melanie Kunze sowie Fotograf Olaf Pokorny freuen sich sehr über das Erscheinen von „Lübecks Verschwundene Orte“. © Quelle: René Stein, Bast Medien / Montage: Wapner
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Doch die Vorzeichen des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) erstreckten sich auch auf den Flughafen Priwall – wenn auch zunächst verdeckte. So diente ab 1928 das Flughafengelände zusätzlich einem anderen Zweck, der ab 1934 schließlich den zivilen Luftverkehr komplett verdrängte: In der sogenannten „E-Stelle See“ – der Erprobungsstelle See – wurden entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages Flugzeuge gebaut. „Offiziell wurden die dort gefertigten Waren als Möbel deklariert und nach Schweden ausgeflogen. Selbst die Mitarbeiter trugen bis in die 1930er-Jahre Zivilkleidung, um den Schein zu wahren“, berichtet Rolf Fechner.
Wasserflugzeuge landen jetzt nicht mehr am Priwall – dafür befindet sich dort heute ein Naturschutzgebiet.
© Quelle: Olaf Pokorny
LN
weitere Informationen über den Flughafen finden Sie unter:
https://www.priwallbewohner.de/
Aktuelles: Geschichte des Priwalls 6 - 8 Folge und Flughafen Priwall