Trave-Campus des Lübecker Handwerks: Im Frühjahr 2024 fällt die Entscheidung

Ein fünf Hektar großes Areal an der Kronsforder Landstraße hat die Kammer schon vor Jahren gekauft. Die Berufsbildungsstätte, die auf dem Priwall steht, und sechs Landesberufsschulen sollen auf dem Campus Platz finden, rund 700 junge Auszubildende im Alter von 18 bis 20 Jahren sollen dort täglich unterrichtet werden.

Am 10. März 2022 informierte sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in Lübeck über das Projekt.

Am 10. März 2022 informierte sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in Lübeck über das Projekt. © Quelle: Lutz Roessler

Geplant sind Werkstätten für 14 Ausbildungsberufe, Mensa und Sportangebote sowie ein Gästehaus mit rund 400 Betten. Eine Task Force mit Vertretern von Bund, Land und Handwerkskammer rechnet Finanzierungsmodelle durch. Die Vollversammlung der Kammer hatte im September 2021 beschlossen, parallel eine kleinere Variante am selben Standort zu planen.

Das würde ein kleineres Gästehaus mit weniger Betten, eine kleinere Küche und eine kleinere Mensa bedeuten. Diese Variante könnte Ende 2028 fertig sein, schätzt Dietmar Scharmacher. Der große Campus steckt gerade in der dritten von neun Planungsphasen.

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Das Land will den Campus mit 59 Millionen Euro unterstützen. Der Bund habe signalisiert, dass er 60 Prozent für die überbetriebliche Ausbildung übernimmt. „Aber das haben wir alles noch nicht schriftlich“, sagt der Geschäftsführer. Problem für die Kammer: Die Berufsbildungsstätte auf dem Priwall muss immer aufwendiger instandgehalten werden. „Jährlich ist ein sechsstelliger Betrag für den Unterhalt erforderlich“, rechnet Scharmacher vor, „der Trave-Campus muss kommen, schließlich haben wir einen Ausbildungsauftrag.“

Das sagen Bund, Land und Lübecks Abgeordnete
Die LN haben bei Bund und Land nachgefragt. „Wir müssen uns die steigenden Kosten ganz genau anschauen, gleichzeitig bin ich davon überzeugt: Lübeck braucht den Trave-Campus“, sagt der Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf (SPD), „dieses Leuchtturmprojekt sollte uns diese Zukunftsinvestition wert sein.“

Eine Sprecherin der Bundesbildungsministerin bestätigt die 60 Prozent für die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten. Die Finanzierung der Berufsschulen sei Landessache, so die Sprecherin. Der Bund stelle sich mit einer klaren Zusage seiner Verantwortung, erklärt Klüssendorf: „Das Land dagegen verweigert hier die klare Zusage. Deshalb zweifle ich am klaren Willen des Landes, das Projekt wie geplant umzusetzen.“

Im März 2019 diskutierte Dietmar Scharmacher, Geschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, mit Bausenatorin Joanna Hagen und den ersten Preisträgern Simon Winter und Horst Kübert aus München (v. l.) den Entwurf für den Trave-Campus.

Im März 2019 diskutierte Dietmar Scharmacher, Geschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, mit Bausenatorin Joanna Hagen und den ersten Preisträgern Simon Winter und Horst Kübert aus München (v. l.) den Entwurf für den Trave-Campus. © Quelle: mpa/hfr

„Es gibt keine zwei Meinungen zwischen Land und Bund – das Land steht nach wie vor zum Projekt“, erklärt dagegen eine Sprecherin des Kieler Bildungsministeriums, „aktuell wird eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, das Ergebnis soll im Dezember vorliegen. Dann erwarten wir auch konkrete Zahlen zu den Kosten und die Finanzierungsanteile können geklärt werden.“

Vom Priwall zum Trave-Campus in Genin
Die Berufsbildungsstätte Travemünde der Handwerkskammer Lübeck verschlingt jedes Jahr sechsstellige Beträge zur Instandhaltung.
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Handwerkskammer will Ausbildungsstätten konzentrieren © Quelle: Agentur 54°

Schon seit 2017 werde am Trave-Campus geplant, kritisiert der Lübecker Bundestagsabgeordnete Bruno Hönel (Grüne): „Die Task Force, die im März 2022 eingesetzt worden ist, sollte innerhalb von sechs Monaten eine Lösung erarbeiten. Leider ist das bisher nicht gelungen.“ Alle Beteiligten müssten jetzt an einem Strang ziehen, „damit wir vom Planen ins Handeln kommen“, fordert Hönel.

Laut Bundesbildungsministerium wird die Task Force Ende des Jahres wieder tagen. „Es ist vorgesehen, die Handwerkskammer im Frühjahr 2024 in die Lage zu versetzen, eine Entscheidung zu treffen, ob die große oder kleine Lösung umgesetzt werden soll“, sagt eine Sprecherin.

LN