Ein Kosmos aus Musik und Kunst im Fulldome auf dem Priwall


Einen solchen, sogenannten Fulldome, holt das Classical Beat Festival parallel zur Travemünder Woche auf den Priwall. Als „Leuchtturm“ für das Anliegen des Musikfestivals, die Grenzen der klassischen mit den Mitteln der elektronischen Musik zu erweitern. Dafür eröffnet die 360-Grad-Kuppel des Fulldome unendliche Möglichkeiten. Die Studierenden der TH Lübeck haben sie für das Festival ausgelotet. Das Ergebnis ist gerade – in kleinerem Maßstab – unter der Projektions-Kuppel des Labors zu sehen in Bildern und Farben, die als Rundum-Panorama den Himmel überspannen. Nur der Sound fehlt noch.

Musik live gespielt wie früher beim Stummfilm

Dafür hat Professorin Isabella Beyer die Musikhochschule Lübeck (MHL) ins Boot geholt und Nicola Hein, MHL-Professor für digitale Kreation, mit seinen Studierenden ins Labor eingeladen. Während die Filme in die Kuppel projiziert wurden, haben die jungen Musikerinnen und Musiker live dazu den Sound eingespielt und – wie schon früher zur Zeit des Stummfilms, als die Filmprojektionen musikalisch live begleitet wurden – die Bilder mit eigenen, spontan zu den entstandenen Kompositionen ergänzt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Hochschulen zusammenarbeiten. Schon im März hatte das Classical Beat Festival in seinen X-Arts-Workshops Studierende von TH und MHL mit Technikern und Künstlern aus dem Bereich der immersiven Medien zusammengebracht. (Immersiv meint das Eintauchen in eine künstlich geschaffene Umgebung mithilfe einer VR-Brille oder in die 360-Grad-Projektionen eines Infinity Domes.) „Diese neuen digitalen Projekte brauchen Sound, um die 360-Grad-Technologie für ein großes Publikum erlebbar zu machen – und die Musikstudierenden begeistern sich dafür“, erklärt Isabella Beyer, die in mehreren Projekten mit Nicola Hein von der MHL zusammenarbeitet.

Eine solche Kuppel soll auf dem Priwall aufgebaut werden.

Eine solche Kuppel soll auf dem Priwall aufgebaut werden.  © Quelle: hfr

Die Ergebnisse dieser fach- und hochschulübergreifenden Zusammenarbeit sind nun im Nachmittags-Programm des Classical-Beat-Fulldomes vom 26. bis 30. Juli auf dem Priwall zu erleben. Da ziehen dann kleine, digital als 3-D-Modelle erschaffene Meereswesen über die Kuppel, in einem „Gruselblock“ sehen sich die Zuschauer in unheimlich Szenerien versetzt und finden sich in historischen Momenten aus der Geschichte Lübecks wieder. Oder sie probieren im Spielblock „Games of Dome“ beispielsweise mit „Eden returns“ ein an der TH Lübeck entwickeltes immersives Endzeit-Spiel aus. Isabella Beyer und Eduard Thomas, langjähriger Direktor des Kieler Planetariums,gehen mit „Mein Platz im Universum“ grundlegenden Fragen nach.Prof. Isabella Beyer (Technische Hochschule Lübeck) und Prof. Nicola Hein (Musikhochschule Lübeck) haben das Programm für den Infinity Dome beim Classical Beat Festival mit ihren Studierenden entwickelt.

Prof. Isabella Beyer (Technische Hochschule Lübeck) und Prof. Nicola Hein (Musikhochschule Lübeck) haben das Programm für den Infinity Dome beim Classical Beat Festival mit ihren Studierenden entwickelt. © Quelle: Regine Ley

Die Fulldome-Projektionen am Nachmittag können alle kostenlos besucht werden, ebenso die Soundscapes-Workshops, die das Classical Beat Festival vom 27. bis 30. Juli jeweils von 9 bis 13 Uhr für alle Kinder und Jugendlichen anbietet, deren Neugier geweckt ist. Sie bekommen Einblick in Musiksoftware und erfahren, wie sie Instrumente, Beats und elektronische Effekte nutzen, um neue Sounds auf die Bühne zu bringen.

Ralf Schmid, hier beim Classical Beat Festival 2019 im Schloss Eutin, wird mit seinem Projekt „Pyanook“ im Fulldome zu erleben sein.

Ralf Schmid, hier beim Classical Beat Festival 2019 im Schloss Eutin, wird mit seinem Projekt „Pyanook“ im Fulldome zu erleben sein.   © Quelle: Peter Intelmann

Im Abendprogramm (Eintritt: 9 Euro) spielen Künstler, die schon lange mit immersiven Medien arbeiten, mit den Möglichkeiten dieses neuen, audiovisuellen Kosmos. Ralf Schmid, Pianist, Elektromusiker und Classical-Beat-Gast von 2019, eröffnet den Fulldome am 26. Juli um 20 Uhr mit seinem Projekt „Pyanook“. Dabei formt er beim Spielen mit Sensorhandschuhen Elektronikklänge und erzeugt neue Klavierklangwelten. Dazu kreiert die Game-Designerin Lena Frei visuelle Welten, mit denen Schmid live interagiert. Der Hamburger Klangkünstler Sven Meyer macht mit seiner Wasserklang-Performance „Kymat“ am 28. Juli die Unterwasserwelt der Ostsee hörbar.

Das ganze Programm des Fulldome: https://www.classicalbeat.de/#festival

LN