Travemünde: Wie geht es weiter mit dem Hafenbahnhof ?

Die Haltestelle am Hafenbahnhof heißt offiziell Lübeck Travemünde Hafen.

„Es wird so weiterlaufen wie bisher“

Befürchtungen, die Immobilie werde nach dem Tod des Eigentümers verkauft und könnte dann erneut brachliegen, zerstreut Projektmanagerin Rebecca Santos Costa. Sie hat das Unternehmen Hafenbahnhof von Anfang an begleitet. „Alle können beruhigt sein, es wird so weiterlaufen wie bisher“, sagte sie auf LN-Nachfrage. Der Hafenbahnhof werde nicht verkauft. Das Testament des verstorbenen Eigentümers sei zwar noch nicht eröffnet, sie wisse aber, dass Gerd Benoit verfügt habe, dass das Projekt in seinem Sinne weitergeführt werden soll – für die Travemünderinnen und Travemünder.

In der Ortsratssitzung im Juni 2022 berichteten Gerd Benoit (re.) und Architekt Thomas Schröder-Berkentien über den Stand der Arbeiten.

Eindeckung des Dachs fast abgeschlossen

Zurzeit werden die Arbeiten fortgesetzt, die Gerd Benoit noch beauftragt hatte, so Rebecca Santos Costa. Dazu gehören die neue Eindeckung des Dachs, die fast abgeschlossen sei, sowie der Einbau von neuen Türen und Fenstern. Fest stehe auch bereits die Nutzung der Immobilie. In dem kleineren Gebäude linksseitig des Bahnhofs soll ein Kochstudio eingerichtet werden, das von jedermann gemietet werden kann. Im Gebäudeteil rechts sind drei Tagungsräume vorgesehen. Das Hauptgebäude mit der ehemaligen großen Bahnhofshalle soll eine Art Markthalle werden, mit Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Platz für kleine kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte. Demnächst werde es eine Homepage des Hafenbahnhofs geben, auf der der Fortschritt der Sanierungsarbeiten in Wort und Bild dokumentiert werden soll.

Hafenbahnhof stand seit 2018 leer

Rückblick: Der Hafenbahnhof Travemünde wurde 1996 von der Deutschen Bahn an einen Investor verkauft. 2004 wurde er teilweise saniert und unterschiedlich genutzt. Von August 2014 bis Ende Dezember 2017 führte der Verein Kulturbühne Travemünde in den Räumen mit großem Erfolg Kleinkunst-, Kabarett- und Musikveranstaltungen durch. Ab 2018 stand das Gebäude leer. Investoren aus Hamburg kauften die Immobilie, unternahmen jedoch keine Anstalten, den Bahnhof zu sanieren. Als Gerd Benoit den Hafenbahnhof im Sommer 2020 erwarb, hatte er noch keine konkreten Vorstellungen für eine Nutzung. Doch zumindest startete er mit der Sanierung. Zuerst wurde ein Anbau für Sanitär und Küche der ehemaligen Gastronomie, der denkmalschutzrechtlich nicht zulässig war, abgerissen.

Sanierung nicht ganz unproblematisch

Die Sanierungsarbeiten erwiesen sich jedoch als nicht ganz unproblematisch, denn die Bedingungen des Denkmalschutzes sind streng. Doch mit dem Lübecker Architekten Thomas Schröder-Berkentien hatte Benoit einen Fachmann par excellence für die Restaurierung und Sanierung von historischen Gebäuden engagiert. Ihm gelang es, für das neue Dach Ziegel zu finden, die den alten ähnlich sind. Die neuen Fliesen der Bahnhofshalle wurden von Hans Kuretzky aus dem lauenburgischen Borstorf bei Mölln, der sich auf die Restaurierung von Baukeramik spezialisiert hat, angefertigt. Im Innern des Gebäudes mussten viele Einbauten abgerissen werden, weil sie nicht den denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen entsprachen.

Der Hafenbahnhof Travemünde

Der Hafenbahnhof Travemünde wurde von dem Architekten Fritz Klingholz (1861-1921) entworfen und von 1914 bis 1918 gebaut. Klingholz entwarf auch den Hauptbahnhof Lübeck, den Strandbahnhof in Travemünde sowie Bahnhöfe in vielen anderen deutschen Städten wie Koblenz, Essen, Worms, Wiesbaden und Bad Kreuznach. Die offizielle Bezeichnung der Haltestelle in der Vogteistraße lautet Lübeck Travemünde Hafen. Errichtet wurde der Hafenbahnhof von der Lübeck-Büchener-Eisenbahngesellschaft, die 1882 die Bahnstrecke vom Lübecker Hauptbahnhof zum Hafenbahnhof eröffnete. 1913 entstand von dort eine etwa fünf Kilometer lange Strecke bis Niendorf/Ostsee. 1974 wurde die Strecke stillgelegt. Der Hafenbahnhof, der ein Durchgangsbahnhof ist, steht seit 1992 unter Denkmalschutz.

Nutzungsvorschläge von Travemündern

In einer Sitzung des Travemünder Ortsrats im Juni 2022 stellten Benoit und Schröder-Berkentien das Projekt vor. Von den zahlreich erschienenen Besuchern gab es viele Anregungen für eine Nutzung des Hafenbahnhofs. Vorgeschlagen wurde unter anderem die Einrichtung eines Veranstaltungsraums, der ganzjährig genutzt werden sollte. Andere Besucher wollten keine monokulturelle Nutzung, sondern einen Mix aus verschiedenen Nutzungsarten. Mehrfach genannt wurden ein Theater, Gastronomie, ein Kino und Ausstellungen. Gerd Benoit versprach damals: „Es wird ein Nutzungskonzept für das ganze Jahr geben. Und wir werden aus dem Hafenbahnhof ein Schmuckstück und ein Vorzeigeobjekt machen.“

Ortsrat will Projekt weiter unterstützen

Thomas Thalau (CDU), Vorsitzender des Ortsrats, sagt: „Wir begrüßen es sehr, dass es mit dem Projekt weitergeht und werden es auch künftig voll unterstützen.“ Der Hafenbahnhof sei wichtig für Travemünde und solle eine neue Begegnungsstätte, auch außerhalb der Saison, für den ganzen Ort werden.