Travemünde: Unglücksboot gehoben

"Wir haben Boien an das Boot gebunden, um zu kennzeichnen, wo es liegt." Jürgen Hock, Chef der Lübecker Firma Taucher Hock

Es geht um das am vorigen Sonnabend nach einer Explosion ausgebrannte und gesunkene Motorboot. Nun soll es gehoben werden.

     Jürgen Hock. Chef der Lübecker Firma Taucher Hock, hat seine Augen und Ohren überall, gibt seinen Männern kurze Kommandos und nimmt sich nebenbei noch Zeit, etwas über den Ablauf der Bergungsaktion zu erzählen. Da das 7,50-Meter-Schiff nach der Explosion und dem anschließenden Feuer fast völlig verbrannt ist, sei es nicht möglich, Gurte um Rumpf und Bug zu legen. „Dann könnte es auseinanderbrechen“. Deshalb befestigt Taucher Andreas Ulbrich Stahlseile an zwei stabilen Stellen im Maschinenraum. Tauchermeister Ralf Biegel hält über Funk Kontakt zu ihm. Dann ist es soweit: Langsam hebt der Kran das fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Boot aus dem Wasser. Ein Mitarbeiter der LPA sorgt mit einem Handscheinwerfer für Licht.

     Zwischen der Autofähre und dem Anleger liegt eine Schute, in die der schwarze Klumpen vorsichtig herabgelassen wird. Mittlerweile dämmert der Morgen, und die Zerstörungen am Boot sind deutlich zu erkennen. Eine Stunde nach Beginn der Bergungsaktion ruft Jürgen Hock: „Wir sind fertig."

     Die Autofähre mit dem Kran und die Schute legen ab, die Taucher packen ihre Ausrüstung zusammen, und die ersten Möwen kreisen wieder über die Fischerboote.

     Gerade einmal eine Stunde dauerte die Bergungsaktion im Fischereihafen. Das etwa 7,50 Meter lange Boot wurde in einer Schute zum Bauhof der Lübeck Port Authority (LPA) am Traveplatz gebracht. Dort soll ein Gutachter klären, wie es zu dem Unglück kommen konnte.

     Bekannt ist bisher: Nach der Explosion auf dem Motorboot am frühen Sonnabendnachmittag entzündete sich ein Feuer, dessen schwarze Rauchwolke fast bis zur Travemündung zog. Ein Mann und eine Frau, die sich an Bord befunden hatten, sollen sich mit einem Sprung ins Wasser gerettet haben. Die Besatzungen zweier Segelboote hatten das brennende Boot zu einem anderen Liegeplatz ge-schleppt, um ein Übergreifen der Flammen auf andere Boote zu verhindern.

     Es war in diesem Jahr bereits das zweite Mal, dass im lübschen Seebad ein Boot gehoben werden musste. Am 8. Februar sank der ehemalige Fischkutter „Dresden“, der im Priwallhafen auf der gegenüberliegenden Seite des Fischereihafens lag, nach einem Sturm auf den Grund der Trave. Es dauerte jedoch mehr als fünf Monate, bis die Bergungsaktion gestartet werden konnte. Grund dafür war unter anderem, dass der Schiffseigner sich nicht um die Bergung kümmerte. In einer fünfstündigen Aktion wurde die „Dresden“ von einem Kran aus dem Wasser gehievt und in den Hebegurten hängend zum Abwracken nach Lübeck-Siems gebracht. Etwa 200 Schaulustige verfolgten damals das Spektakel.