Hunderte Radfahrer sind täglich auf dem Ostseeküsten-Radweg im Westen Mecklenburgs unterwegs. Vom Priwall in Schleswig-Holstein kommend nutzen viele Urlauber den früheren Kolonnenweg. Doch der ist unterschiedlich ausgebaut, je nachdem wie finanzkräftig die Stadt oder Gemeinde im jeweiligen Bereich ist und welche Vorgaben der Naturschutz macht.
Bei Rosenhagen, das zur Stadt Dassow gehört, müssen die Radler jetzt auf einem etwa 200 Meter langen Abschnitt absteigen und schieben. Es sei denn, sie sind fit genug, über Gras und Sand zu fahren. Der bisher dort verlegte Holzbelag, eine Art Steg an Land, wurde nämlich jetzt abgebaut. Zu marode war das Holz, vor allem in der Unterkonstruktion geworden. Schrauben der Bohlen konnten nicht mehr greifen und es gab immer mehr Gefahrenpunkte.
Holz der Unterkonstruktion verfault
„Das Holz in den tragenden Balken ist an vielen Stellen so verfault, dass die Schrauben der Bohlen da keinen halt mehr drin finden“, sagt Bauhofleiter Günter Klaczinski, der mit seinen Kollegen, den Bohlenweg abbaut. „Als wir gestern schon hier waren, da ging das nur ,rattadadong, rattadadong’, wenn die Räder da drüber gefahren sind“, sagt er. An vielen Stellen waren die Eichenbohlen so locker, dass sie hüpften, wenn Radler drüber fuhren. „Wenn da einer stürzt, ist das eine Katastrophe“, so der Bauhofleiter. Schlimmstenfalls könne ein Radfahrer auf eine der sich herausdrückenden Schrauben fallen und sich schwer verletzen
Beantragte Fördermittel lassen auf sich warten
Weil die Stadt Dassow aber nicht das notwendige Geld hat, um den Ostseeküsten-Radweg bei Rosenhagen so herzurichten, dass er für Radler sicher befahrbar ist, bleibt denen vorerst nur, zu schieben. „Die Fördermittel sind beantragt“, sagt Dassows Bürgermeisterin Annett Pahl (SPD). Aber eine Zusage dafür lässt auf sich warten. Zudem sind die Fördermittel, die der Bund unter anderem für den Ostseeküsten-Radweg zugesagt hat, eher für andere Maßnahmen gedacht. So können Lückenschlüsse und die Verbesserung der Ausbaubreite oder der Oberflächenbeschaffenheit sowie auch der Bau von Raststätten und Fahrradabstellanlagen finanziert werden.
Weg im Naturschutzgebiet auf der Graudüne
Dass der Radweg in dem Bereich überhaupt auf Eichenbohlen entlang führt, liegt an der Umgebung. Der frühere Kolonnenweg zieht sich durch die Harkenbäkniederung. Sie ist Teil des Naturschutzgebiets „Küstenlandschaft zwischen Priwall und Barendorf“ und besteht zu größeren Teilen aus Graudünen, die ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind.
Reparatur ist nicht mehr möglich
Daher war bisher ein etwa 200 Meter langes Teil des Ostseeküstenradwegs mit Holzbohlen verstärkt, um festen Untergrund im sandigen Bereich sicherzustellen. Wie und wann das Teilstück jetzt wieder so befestigt werden kann, dass Radfahrer problemlos dort fahren können, steht noch in den Sternen. „Wir können den Bohlenweg nicht mehr reparieren“, sagt Annett Pahl. „Wir haben schon öfter versucht, den Weg zu sanieren“, sagt sie, jetzt fehle aber jede Grundlage, um darauf aufzubauen.
Der Sanierungsstau betrifft aber nicht nur den hölzernen Abschnitt des Ostseeküsten-Radwegs. Auch im weiteren Verlauf in Richtung Barendorf muss die Stadt Dassow eigentlich investieren. Die Brücke über die Harkenbäk, den kleinen Bach, der in die Ostsee mündet und in dem sich einst Pirat Klaus Störtebeker versteckt haben soll, ist marode. Wegen mehrerer Faulstellen an den Holzteilen und Pilzbefall hat sie bei der jüngsten Hauptprüfung nur die Note 2,4 erhalten. Das entspricht gerade noch der Bewertung „befriedigend“. Instandsetzungsarbeiten werden auch an dieser Brücke in den nächsten Jahren erforderlich.
Von Malte Behnk