Immer mehr Partys am Strand

     Ein ähnliches Szenario zeigt sich fast täglich auch in Kiel entlang der Kiellinie und im Schrevenpark. Dort wird sogar ein Alkoholverbot diskutiert. In der Hansestadt beobachten der städtische Ordnungsdienst und die Polizei die Entwicklung. Erhebliche Störungen soll mit verschärften Maßnahmen“ begegnet werden

     An diesem Sonnabendmorgen gen gegen 5.30 Uhr am Kurstrand. Die Sonne ist gerade aufgegangen, aber das Seebad schläft noch. Offenbar auch Camper, die ihr Zelt am Strand hinter dem Lübecker Yacht- Club aufgeschlagen haben. Jedenfalls sind die Reißverschlüsse noch zugezogen. Eine Gruppe junger Männer dagegen die in der Nacht auf dem Strand an der Promenade campierten, sitzt bereits am Frühstückstisch.

     Entlang der Promenade liegt nur wenig Müll, aber die Nordermole ist übersät mit Glasscherben. Plastikbechern und leeren Tüten. Auf der Mauer liegen jede Menge kleine Flaschen, im Hintergrund läuft gerade ein Frachter ein - maritime Idylle mit Flachmännern. Die entlang der Mole aufgestellten Mülleimer sind fast leer. Über den Strand kurvt ein Trecker, mit dem der Sand für die bald eintreffenden Besucher vorbereitet wird. “Kommen Sie mal am Sonntagmorgen, dann sieht es hier viel schlimmer aus, sagt ein Frühaufsteher.

     Entwickelt sich der Travemünder Strand zu einem Party Hotspot? „ Eigentlich nicht " ,sagt Karin Stöter, die mit ihrem Ehemann Norbert im Seebad seit 43 Jahren Strandkörbe vermietet. Partys am Strand seien immer schon gewesen, weiß sie. Die Beschädigungen, die sie morgentlich feststellt, ärgert sie trotzdem.“ Am Abend kommen ganze Gruppen mit Bollerwagen voll mit Bier und Flachmännern, die ich am nächsten Morgen aufsammeln kann“. Es werde gegen Strandkörbe uriniert; neulich sei an ihrer Verkaufsbude ein Brett herausgebrochen worden. Von Vandalismus und Diebstahl berichtet auch Strandkorbvermieterin Lena Thielsen. Einen Stuhl aus einem abgeschlossenen Strandkorb gestohlen, ein Gitter herausgerissen, Metallkonstruktionen verbogen - die Liste ist lang

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     Es gibt keinen Respekt mehr vor fremdem Eigentum". sagt Willi Strubel, der in der fünften Saison Körbe vermietet. Vor einem Jahr hatte er seine Strandkörbe auf „Platz 8" gegenüber der DLRG-Wachstation aufgestellt. „Das ist der Partyplatz schlechthin", sagt er.

     Die Hansestadt hält die Entwicklung einer „Party- und Eventkultur" im Sommer nicht für ungewöhnlich. Wahrscheinlich aufgrund der fehlenden Alternativen nahmen die Aktivitäten zu und führten bisweilen zu erheblichen Störungen des Umfelds, sagt Sprecherin Nicole Dorel. Die Ordnungskräfte beobachteten die Situation im gesamten Stadtgebiet, auch während der Nachtstunden, und griffen ein, sollte es zu Störungen beispielsweise der Nachtruhe oder zu Vandalismus kommen. Bereits mit Beginn der sommerlichen Witterung hätten Entsorgungsbetriebe und Kurbetrieb die Anzahl der Abfallbehälter sowie die Reinigungsintervalle im öffentlichen Raum erheblich erhöht. Dennoch sei zunehmend festzustellen, dass der Müll einfachliegen bleibe.

     Die Polizeidirektion bestätigt, dass nach dem vorigen Wochenende Anzeigen wegen Sach-beschädigungen erstattet worden seien und es Anrufe wegen Lärm gegeben habe. Es seien Strandkörbe, zwei öffentliche Toiletten sowie Stühle im Außenbereich einer Gastronomie beschädigt worden. Die Polizei nehme aber durch verstärkten Personaleinsatz und deutlich sichtbare Präsenz ihre originären Aufgaben im Rahmen der Möglichkeiten und in enger Abstimmung mit den örtlichen Ordnungsbehörden wahr.